dhonau: mit heruntergezogenen socken


Freitag, 25. März 2011


vom zauber des nicht-verstehen
+
dem großen gefühl, zu unterliegen


das dekorative im ganzen eines kunstwerkes ist nicht das anSCHAUen, sondern das verWEILEn. wenn architektur, wie es gadamer sagt, im errichten von massiven zu zwecken aufgebaut ist, dann kommt aus dem dekorteil die emanzipation, die loslösung von diesen zwecken. du gehst diese treppe hinauf, die doch von ihrem zweck geleitet ist, hältst inne, sie hat dich dorthin geleitet, von wo aus das ganze im detail aufgeht, das erleben seiner selbst in einem viel größeren ganzen; hier hat das erleben des eigenen unterlegenseins als glück ein urbild

hören und sich einstimmen
dhonau ist mitte der 70er jahre als ein junger philosophie-student in eine vorlesung gestolpert des schon emeritierten professors gadamer, weltberühmt, wie alle sagten, – über hegel. und er war begeistert davon, nichts zu verstehen von dem, was da dargetan wurde – DARGETAN. ein ganz angemessenes wort. denn so ist es immer gewesen um diesen hochbetagten philosophen, der etwas so weit weg von sich und doch aus sich heraus vorbringen kann. in dieser entferntheit allein durch seine stimme vertrauen und nähe zu schaffen.
es geht um ENTfernung, um das beseitigen von ferne durch GEMESSENHEIT. und darum auch hat es den jungen studenten nicht beunruhigt, nichts zu verstehen, denn dieses NICHT-VERSTEHEN, dieser problemzauber war es schließlich gewesen, der ihn hat dieses fach wählen lassen. denn VERSTEHEN bedeutet doch im wortsinn, etwas vom STEHEN zum erliegen zu bringen, also auch, durch verstehen die oberhand zu gewinnen.
aber als dieser junge philosphie-student wollte dhonau diesem gefühl, unterlegen zu sein, nachspüren. darum ist er in den ersten jahren von einer veranstaltung zur anderen getorkelt mit einer, sagen wir es ruhig, AUFRECHTEN dummheit, einer aufgerichteten dummheit, die doch als waffe sich als so tauglich erwies in einer sphäre des viel-wissens

denn darum geht es auch in dieser so feinen geisteswelt: arena-qualitäten zu entwickeln, sich mit der eigenen unerfahrenheit unterm arm ins große rund zu begeben, um neben dem großen unterliegen hie und da sich zu beHAUPTen. kopf hoch, sagen wir da, wir wollen vorankommen in der disziplin vom sicheren auftreten bei vollkommener ahnungslosigkeit.

sofort wird Ihnen da das stichwort POLITIKER einfallen. sie frönen doch auch dem volkssport der politikerschelte, einer, wie ich finde, äußerst langweiligen angelegenheit.
aber es ist schon insofern nicht richtig, die hochinteressante qualität des sicheren auftretens bei vollkommener ahnungslosigkeit mit den so heruntergemachten politikern zu verbinden, denn diese hier ins auge gefaßte eigenschaft soll besagen, daß wir mit unserer vollkommenen ahnungslosigkeit auch das einschließen wollen, was die fähigkeit meint, sich auf NULL zu stellen, um gleichsam in einer annahmeakrobatik sich zurückzustellen auf den zeitpunkt des eigenen weltbetretens, wir sprechen hier also von einer geburtsphilosophie, während doch alles vom ende, dem resultat her sich bestimmt zeigt, was da und dort fleucht und kreucht. zieldenken, erfolgsdenken, zweckdenken, finalität also ist omnipräsent, während aufbrechendes, initiales, geburts- oder sagen wir es mit einem furchtwort: MATERiales denken, das ganz aus der einbezogenheit, aus der einbundenheit, aus einem größten vertrauen kommt, während also solche disponiertheiten in den patriarchal dominierten halslosen stirnsinnigen stierwelten unter wert gehandelt werden ...

während also so ein im MATERialen schwelgendes vorgehen wegen seiner nähe zum CHAOtischen großen mut verlangt, und auch wieder nicht, suchen die ENTSCHIEDENen geister, die auch gebraucht werden, natürlich, den PUNKT, was immer das auch sei.
doch der MATERial gestimmte mensch will alles schmecken und riechen und betasten; sucht aus dem eins mit allem sich herauszuschnuppern, geht mit VOR-sicht ans und durchs werk hindurch, beinahe so, als wäre es möglich, drin zu sein und zugleich draußen, wenn Sie wissen was hier gemeint ist, wir jedenfalls wissen es nicht, wir laufen hinter unseren worten her und wundern uns selber, was da alles aus uns heraus und über uns gekommen ist ...

übrigens spricht hier gadamer das dekorative in der kunst an, das in der moderne geradezu als gegensatz zu kunst gehandelt wird. natürlich nicht ganz zu unrecht. gadamer aber sieht das dekorative aus der architektur kommend, aus der heraus sich ja die kunst herausgelöst hat. in diesem ihren ursprung ist für ihn das dekorative das verweilen, das beihergehende genommen sein durch dekor




dhonau, 14:35h
=zeit war`s

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