auf nachfolgende
geschichte vom scherbengesicht des herrn von und zu scheißenbach hat damals LALOL folgenden kommentar in form eines gedichtes von goethe aus dem FAUST gepostet:
lalol, 26. Jan 2012, 15:44
"Darf ich Ihnen diesen alten Klassiker aufblättern?
'Und Schlag auf Schlag!
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen.
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
dann bist du deines Dienstes frei.
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
es ist die Zeit für mich vorbei!' "
auf nachfrage dhonaus, der ein wenig verstehensprobleme hatte über den zusammenhang der scherbengeschichte mit dem goetheschen gedicht, gab LALOL diese hilfe:
lalol, 28. Jan 2012, 21:24:
Der Spiegel war´s (ich darf ein wenig erröten)
Auf meiner letzten Reise vor oder hinter Frankfurt, bei interner, psychosomatischer Orientierungslosigkeit, nicht festzumachen,
begegnete mir ein Spiegelmacher.
Stellte er sich mir vor?
Wenn, dann in diesem Wortlaut:" Nur ein Narzisst ist ein guter Spiegelmacher."
(Meine Antwort lasse ich hier außen vor)
Ich betrachtete den, in seinen Spitzen und Rundungen, schmerzhaft schön gearbeiteten Rahmen.
Der Künstler wusste um die ahrimanische Wirkung seines Werkes.
Haben Sie schon mal einen Schriftzug in einem Spiegelrahmen gesehen?
Ich schon:" Verweile doch! Du bist so schön!"
jetzt erst in einem zweiten anlauf mit eine gehörigen zeitlichen abstand bin ich wieder auf diesen eintrag mit den lalolschen kommentaren gestoßen; jetzt erst bleibe ich hier hängen (oder sollen wir sagen: komme ich hier ins verweilen; oder: ins darüber versammeln??)
wenn lalol hier von ahrimanischen kräften spricht, finden wir alsbald den anthroposophischen hintergrund, auf dem diese gedanken spielen.
natürlich ist uns die steinersche welt nicht ganz fremd hier auf den dhonau-seiten, aber weit davon entfernt, die anthroposophie zu kennen, würden wir hier uns nicht scheuen, unsere assoziativen überlegungen zu äußern:
es geht offensichtlich in der anthroposophie um ein konzept, eine auffassung über ein integrales, ganzheitliches begreifen des HUMANUM. alle die wirkkräfte, aus denen menschliche unterfangen hervorbrechen sollen uns heraushelfen aus den vereinseitigungen gesellschaftlichen funktionierens, das heute auf die kapitalistischen zugriff des menschen auf menschen der INDIVIDUALISMUS ist. die steigerung von erziehung des menschen durch menschen ist die übertragung von erziehung (sozialisation) auf das sich selbst coachende individuum: dem programm der selbststeigerung
alles muß unternommen werden, um die galoppierenden olympischen spiele zu bestehen
die selbststeuerung (das ungetüm (der sprachliche hybrid) SELBSTCOACHENDES wesen ist in der hinsicht ganz angemessen, da er die kaptitalistisch-US-amerikanische herkunft des phänomens transportiert
es geht ja insbesondere auch darum, daß der kapitalismus erst mal den sozialismus als seiner ideologischen alternative kaputtbesiegt hat. insbesondere das INTERNET zeigt sich als ein ausuferndes phänomen der kapitalistischen welt: die welt verwandelt sich in ein reich der unbegrenzten virtualität des OPTIONALEN: alles steht zur verfügung, nichts ist mehr da, der verlust an menschlicher nähe ist von einem nicht abzusehenden ausmaß; einerseits. anderseits wird er sich thematisch darum immer mehr aufdrängen.
das zerbrechen der eigenen spiegelhaftigkeit, des sich selbst im zentrum habens, die verlorenheit im reich der unbegrenzten virtuellen möglichkeiten, das doch in wahrheit eine restlose transformation in den menschen zum KUNDEN ist, bedeutet doch auch, daß der therapeutische bedarf auf allen ebenen ebenso ausufert.
man muß sich das, auch als frau (haha), einmal vor augen halten: da gibt es als kontrastphänomen in der welt des ernährungsüberflusses das verbot kalorien zu sich zu nehmen, um sich in die form zu bringen, in der es sich am besten kleiden läßt, um sich täglich als das avanciert gekleidete individuum in den kampf um menschliche zuwendung in der form allgemeiner aufmerksamkeit zu begeben. wer hier die nase rümpft und glaubt, das beschränkt sich auf irregeleitete youngster und ihren vom jugendwahn befallenen entsprechungen, der sitzt einem gewaltigen irrtum auf: wir alle sind scheinbar wie besessen davon, uns in irgendeiner weise zu exponieren. und diejenigen, die in dieser weise schon aussichtslos herausgeschleudert sind, die fressen sich halt auf die eine oder andere art voll, das geht übrigens ebenso mit büchern oder infothekarischen anstrengungen aller art
die anthroposophie ist also offensichtlich ein versuch, den individualismus AUFZUFANGEN; also einerseits zu verstehen, daß diese kapitalistische ausprägung des phänomens unvermeidlich ist; andererseits zugleich, daß dieser so gewordene individualismus nicht das ende sein kann, sonst wäre er das ende. jedenfalls sind viele menschen doch auch von dem gefühl beherrscht, daß es nicht so weitergehen kann mit dieser freß- und magersüchtigen wunschwelt.
mit diesem programm galoppierender selbststeigerung in den doping-olympiaden auf allen ebenen der einkaufsparadiese. einkaufssucht heißt doch, sich als ein individuum zu präsentieren, das sich alles leisten kann, was einem schnöselige verkäufer hinhalten. aber letztlich schieben sie alle die lautlose botschaft nach: egal, was du kaufst, es ist zu wenig, als daß du zu den happy few gehören könntest, mitglieder eines vereins, der aus noch nie gesehenen mitgliedern besteht, den dieser verein ist nur ein gerücht, in wahrheit haben alle ihr refugium: das ist das privatissimum, wo die kunden unbemerkt ihre überfressenheiten abkotzen können, bis sie wieder formiert nach draußen gehen können, in eine welt allgemeiner bewunderung, von jeder hie und da mal einen spritzer ins gesicht bekommt
der AUGENBLICK, das ist der moment, in dem alle wahrheit, alle schönheit versammelt sein soll, aber der doch die zeit ist, die keine ausdehnung ("länge") hat, also eine unzeit darstellt, die ebenso wie die unbegrenzte zeit alias ewigkeit mit der vergänglichkeit korrespondiert, der augenblicks- und glückverliebte mensch kokettiert in einem fort mit dem schnitter tod, der an der türschwelle steht, um ihn auf seine letzte reise hinauszugeleiten