in der ZEIT heute, im feuilleton, stehen zwei artikel, die mir sofort ins auge stachen, aua. ein herrliches interview mit dem jetzt tatsächlich 90jährigen reich-ranicki, das ich sofort verschlang. wunderbar, weil hier an der großen schwelle, die uns allen bevorsteht, ein text entgegnet — zu beinahe allem passend-unpassend, was ein mensch nur sagen kann. dieser schwellentext eines greisen wortkriegers gibt nur die eine auskunft: ich bin für nichts und niemanden mehr zuständig. und tschüß. hier zeigt sich grandios, daß verzweiflung und amusement kein unüberwindbarer widerspruch darstellen. ja, daß unterhaltung letzten endes(!) immer gegen den tod gesetzt ist. sie funktioniert allerdings nur, wenn das nicht bis zur bittersten konsequenz explizit gemacht wird. insofern ist eine solche bemerkung das grausame gegenteil von unterhaltung.
"Ich bin nicht glücklich. Ich war es nie" — diese auskunft des jubilars(!) steht über dem interview. und tja glück, das ist wohl informell so was wie raffinierter zucker, dem inbegriff ballaststofffreier nahrung. zucker und glück. ballaststofffreie unterhaltung ist informeller zucker. auf dauer höchst ungesund.
alles, was mit der frage nach dem oder einem leben zu tun hat, scheint aber doch auf die frage nach glück überhaupt rauszulaufen. aber diese frage(rei) nach glück und dergleichen, mein gott, ist ein gesellschaftspiel, das irgendwann nur noch langweilt. jede ballaststofffreie unterhaltung hinterläßt diese pappsüßen nachgeschmäckchen und ist irgendwie von uneingestandener, nicht durchlebter langeweile grundiert.
der meister zeigt sich nicht darin, wie er fragen zur allgemeinen zufriedenheit beantwortet, sondern wie er sie quasi an die wand nagelt mit dem gestus: schaut her, da hängt sie eure ewige frage nach x oder y. der meister hält den fragen stand, und das ist seine antwort. fragen müssen wie das leben selbst ausgehalten werden. "Ich hatte Freude daran, daß jeder Tankwart mich kannte" ja, literatur ist schließlich eine zumutung. und zum schluß hält man nur noch menschen aus, die sich (vermutlich) von ihr ferngehalten haben. natürlich stimmt auch das gegenteil. die welt muß ausgedrückt werden. so oder so.
fortsetzung folgt (zum zweiten artikel in eben dieser ZEIT-ausgabe über väter und sigmund freud)
"believe and love are exactly as related to one another as GLAUBE and LIEBE. believe and glaube have a common origin; love and liebe have a common origin. so, if you can show that glaube and liebe are related, then so are BELIEVE and LOVE. Otherwise, no."
frau v. und zu gurzenbach rastet aus. sie ist in einer vernissage gewesen und hat ihren alten liebhaber von dunnedazumals getroffen, ein ächtes kunst-arschloch, wie sie sagt, ein kurpfuscher vor dem herrn. sie entschließt sich, oder sagen wir mal so, sie ist dabei sich zu entschließen, eine künstlerin zu werden, wie wir mittlerweile wissen von einer kunst unter dem titel NO-ART-ART. sie ist der überzeugung, daß sie nur durch das MACKER-THEATER der modern-modernen kunst hindurchfinden kann, wie das diese formulierung schon nahelegt, indem man oder diesesfalls am besten FRAU hinDURCHkunstet: DER KUNSTWEG IST DAS ZIEL, hahahah, ja, da muß sie lachen, nimmt nochmal einen kräftigen zug von ihrer qualmlunte und läßt eine wahre salve in die die luft schmettern. jetzt denkt sie, mein gott, so ein MACKERLEBEN – das hat doch was, mit einer feudalen believing-in-energy, wie sie es nennt, so einem launigen feinen quäntchen an HOKUSPOKUS, so einem nano-restchen VON DSCHUNGEL und REGENMACHER. sie nimmt jetzt einen schluck vom PADDY, das ist ihr der liebste von den irish blended whiskeys und prustet ihn zurück und hoch in die luft und schaut den stiebenden tropfen in superzeitlupe out of the times hinterher und verzwirbelt ihr höchsteigenes EGOLEIN (wie sie es selber nennt) in staubwasser, wenn SIE wissen, was gemeint ist ...
wir jedenfalls von der dhonau-blogredaktion wissen es nicht
diese – sagen wir mal: – spekulation könnten wir auch eine paraphrase der frage nach dem grund des lebens der menschen nennen nämlich warum gibt es (den begriff) gott, inwiefern spiegelt sich darin der begriff, denn der mensch von sich selber hat