(hvs-61) herr von scheußenbach geht spa...TSTS...ieren und trifft auf einen spatz
herr von scheußenbach ist ein wenig, also wirklich nur ein wenig, ein kleines bißchen, ein klitzekleines beißerchen redselig und vielleicht auch albern gestimmt. das hat ihn hinaus in die stadt getrieben. er führt sozusagen seine DEPLAZIERTHEIT spazieren. oder heißt es nach neuerer rechtschreibung: deplaTZhiertheit spaTZieren?
da fällt dem geneigten chronisten ein (auf dem stuhl sitzend und doch aus dem steg-reif), daß er mal einen cartoon vor zig jahren vor sich hatte, das zeigte (bild 1) einen hundebesitzer, der zu seinem hund PLATZ! sagte, und (bild 2) schon (peng!) zerplatzt der folgsame in tausend hundefetzen.
vielleicht hatte unser herr von und zu scheußenbach aus scheußenbachhaußen eine nuance von diesem witz in seinem gefühl der deplat(z)iertheit mit sich getragen, mit welchem er in die stadt spaziert und an diesem studentencafé schon halb vorbeigegangen war, als er sich entschloß, auf der stelle kehrt zu machen und in eben jenes einzubiegen und schnurstracks an die theke zu wackeln und der studentenbedienung unumwunden beizubringen, daß er in die stadt gegangen war, ohne irgendeine genaue vorstellung zu haben, was er eigentlich in ihr zu tun gedächte. auf diese weise sei er in dieses café, das offensichtlich für junge unfertige menschen bestimmt sei, gekommen, er, der überhaupt nicht mehr junge, dafür aber umso fertigere mann frage sich nun, ob sie nicht irgendeine ecke für verirrte deplazierte hätten, wo er ein wenig rast halten könnte? sind Sie raucher? ja, gab der von scheußenbach zurück. dann können Sie sich draußen hinsetzen. wenn Sie wollen serviere ich Ihnen ein witzki handwarm. haben Sie einen GLENTHANATOS? nein, tut mir leid, aber wäre Ihnen mit einem GLENEROS gedient? so saß der herr von und zu bald auf einem thonet vor dem lokal und schaute leer und zufrieden in die stadtwirrnis hinaus, bis er endlich einen veritablen SPATZ im visier hatte, der da in einer pfütze stand und aber so was von blöd in die gegend glotzte. mein gott, dachte der herr von scheußenbach da, mein gott!
natürlich gibt es tage, da ist man ganz klein da will man sich verkriechen andererseits, wenn man schon ein wenig in die jahre gekommen da sind diese tage, wie andere auch, von einer gewissen geläufigkeit da sind eben diese tage mehr oder weniger erzählte, bezeichnete, mehr oder weniger begriffene tage jaja, da weiß man, klar, irgendwie gehts immer und immer und wenn man dann mit dieser bemerkung angekommen hier dann steigt sofort ein anderes problem, ein anderes thema auf: wie nämlich aus all diesen geläufigkeiten, gesagtheiten, erlebniskommentaren erlebnisetiketten herauskommen, wie all das abstreifen, um in dieser oder jener situation ganz unbewaffnet, unbefangen zugleich weit und drin zu sein. und schon wenn sich diese frage so stellt, wie sie sich hier stellt will ich, der ich hier als dhonau um eine dhonaufreiheit kämpfe, alles, nur keine antwort mit dieser frage mußt du umgehen wie ein kleines schätzlein, das du hegst und pflegst — viel leicht und das du vor dir selbst und vor anderen schützt. so oder so ähnlich
SIGNORE STEFANO SIGNORETTI schaut in die runde, schaut die runde ab, sieht so herum, als würde er jeden einzelnen meinen mit dem, was er jetzt gleich sagen würde. "meine lieben, wir alle sind unterwegs, nein nicht in einem fort (oder pmw, haha hahaha ...), nein, manchmal stehen wir irgendwo herum mit aufgekrempelten ärmeln und bauen ein haus oder backen einen kuchen, als würde hier eine art endstation sein, wir fangen an uns einzuwohnen, einwohner zu werden, aus dem haus zu gehen, durch den eigenen garten, der nur ganz allein uns gehört, als wollten wir damit sagen, es reicht nicht, allein zu sein, man muß es auch dokumentieren durch eigentum und eigentümlichkeit. das muß festgehalten werden, also wird ein portraitist bestellt, der uns unsere merkmale an die wand malt, damit wir sehen, daß das wohnen wie ein schatten ist, den man sozusagen im 3D-verfahren zum generalmöbelstück macht, eine art parallellwelt, in die man wie in ein museum gehen kann, um sich vorstellen zu können, wie die welt einmal sein wird, wenn man selber längst schon das zeitliche gesehen hat ..." signoretti hat einen plötzlichen schweißausbruch bekommen, wischt sich die soße mit seinem kavalierstuch von der stirn und denkt, mein gott, heute hab ichs aber wieder mal heftig, und so wischt er sich immer emsiger im gesicht herum, so als könnte er sich selber ausradieren und auf die art ungeschehen machen. heilandzack, denkt er fluchend, heilandzack ...
an der piazza dei signori eine der häuserfassaden hinter dem wunderschönen palazzo ragione (nicht im bild), in dem die "vernunft(=ragione)", sprich das recht waltet oder gewaltet hat, ein gebäude der comune
... schönere arkadengang. die instandhaltung der historischen stadtarchitekturen wie vieles, was die altitalienische kultur überliefert, ist nicht "gelackt", sondern "patina-sensibel"; der anteil der alten gebäude an witterung, "gelebtem leben" und gebrauch ist hier (noch) nicht nivelliert worden
auf dem weg ins zentrum, der altstadt von padua, durch eine der schönen arkadengassen von unserem hotel in der via beato pellegrino hier durch die via san cristoforo