scham und treue
| SCHAM ist in einem epos, das für die deutsch-abendländische kultur mythologischen charakter hat, ein nahezu leitmotivischer wert: dem PARZIVAL wolframs v. eschenbach.
der mittelhochdeutsche begriff von scham, wie es die "graue eminenz", der alte ritter gurnemanz den parzival lehrt, ist neben der triuwe (anteilnahme, verbundenheit etc.) die zentrale tugend des ritters und bedeutet zurückhaltung, contenance, beherrschtheit
beide begriffe schlagen in ihrer gegensätzlichkeit den raum auf, in dem sich der durch den mittlerweile altmodisch gewordenen begriff ritterlichkeit ausloten läßt
scham ist also (in dieser ritterlichkeit) nicht nur ein begriff der unfreiwilligen zurückhaltung, wie z. b. in schamesröte, sondern hat auch einen starken aspekt der selbstbeschränkung und - wie wir es heute formulieren könnten: der abgrenzung (die grenzlinie, wo etwas beginnt, das "mich nichts angeht ")
TRIUWE als gegensatz zu scham bezeichnet den "raum", der mich anzugehen hat, den ich zu beFRAGEN habe (hier haben wir den sinn der sprichwörtlich gewordenen parzivalschen FRAGE angedeutet)
scham/triuwe könnten wir also das feld (oder: die tugenden) nennen, in dem sich der ritter zu bewähren hat
das berühmte epos des parzival ist also auch zu verstehen als eine unternehmung, den ritter/mann/soldat auf christliche werte zu verpflichten - angesichts etwa der maßlosigkeiten der ritterfeldzüge in ihren grausamsten auswüchsen | |
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