dhonau: mit heruntergezogenen socken


Sonntag, 10. Januar 2010


(hvs-34)
herr von scheußenbach war
(ogott!) frisör im
trau
m
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da hat er einem mann mit unangenehmem körpergeruch die haare schneiden müssen und fing alles (seinen widerwillen und dergleichen) überspielend an zu reden, wie man glaubt, daß ein frisör redet, wenn er ein richtiger frisör ist der altneuen schule, daß er nämlich eine wohnung gekauft hat, die sich von selbst abzahlen würde durch die vermietung an einen mieter, eine familie mit frau, aber noch ohne kinder, aber schwanger, die mit ihrer miete die wohnung abzahlen täten, wenn sie zahlen würden, aber bis auf den ersten monat sind keine weiteren zahlungen erfolgt, da sie, wie sich herausgestellt hat, zwar verdienen, also der mann, aber nicht mal soviel wie sie brauchen, um die zinseszinsen zu zahlen, die ihre scheinbar phänomenalen schulden erzeugen.
jetzt würde er, der von scheußenbach-traumfrisör, denken, das haus, die wohnung, das dach überm kopf ist doch so grundlegend, weil existenziell, daß doch jeder dafür sorgen muß, daß das dach nicht gewissermaßen einstürzt, wenn der kunde wisse, was er meine, daß das zahlen für jeden doch eine ehrensache sein müsse. er, der frisör hat fünfundzwanzig jahre gespart, daß er eine wohnung zusammengebracht hat, in der er wohnt und eine halbe, die er zur vermietung freigegeben hat, um menschen einen wohnraum zu ermöglichen, damit sie nicht auf der straße herumliegen müssen.
ja, antwortet der immer mehr schwitzende kunde im frisörtraum, sodaß sein ohnehin schon unangenehmer körpergeruch an intensität gewann, und den herrn von scheußenbach-frisör noch mehr in die haltlose wie scheinbar endlose rede trieb:
ja, was soll er sagen, natürlich könnte man, das wüßte er, auch sagen, gerade weil das wohnen unterm dach ein quasi grundlegendes recht, vielleicht sogar eine allgemeine pflicht sei, müßte eine familie, gerade wenn sie dabei ist eine zu werden, unbedingt beherbergt werden, aber doch nicht von so einem armen frisör, wie er einer ist, der sich jeden backstein mühsam zusammengeschnippelt hat mit seiner frsiörschere, und der kunde, vielleicht einer, der zufällig selber die miete säumig war, rutschte immer mehr in den frisörsessel hinunter, als wollte er irgendwie unauffällig sich verdünnisieren, während der herr von scheußenbach-frisör so in seiner rede begriffen war, daß er einfach, ohne es offensichtlich selber zu realisieren, wie mechanisch in die knie ging, um die haare des mittlerweile wie ein schwein stinkenden kunden weiterschneiden zu können, sodaß der mann und der von scheußenbach-frisör wie ein in sich stimmiges system wirkten, wie eine frisur-und-schweiß-herstellungsmaschine sozusagen, daß der herr von scheußenbach noch im traum daran dachte, als wäre er selber nicht nur aktör, sondern auch zugleich zeuge des traums, ihn, den traum nämlich, in eine künstlerische form zu übersetzen, eine art performance in einem new yorker kunstloft vielleicht, um einer interessierten öffentlichkeit offenbar werden zu lassen, was es heißt, in eine irgendeine menschlichkeit hineinzugeraten hinabzutauchen und wieder aufzukommen emporzusteigen in eine – unabhängig vom inhalt – feierlichkeit einer kunst.

herr von scheußenbach wachte von diesem traum auf, erhob sich, um sodann alsogleich ausgiebigst toilette zu halten.
                 




dhonau, 10:17h
=zeit war`s

herr von scheussenbach   422

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Träumend wissen, das man träumt, das kenne ich auch. :)

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das glaube ich.

träume sind datenresteverwerter — das hört sich erst mal barbarisch an, aber es ist ja auch das barabarische am menschen (und da gibt es kein umhin zunächst mal), daß er durch die sprache, sei es des traums oder der wirklichkeit, sich in die [der] gemeinschaft mit anderen bringt [ist]. in dieser sprachwelt ist alles ausgesondert, was in der "vernunft des sozialen" nicht gebraucht wird – wie auf jedem anderen datenmedium. der sog. datenmüll hat aber sein nächtliches eigenleben. da feiert das scheinbar nutzlose sein eigenes fest (mit ganz unterschiedlichen affektiven färbungen)

im zwielicht der traumgrenze (sind wir "drin" oder "draußen"?) spiegelt sich ein anderes menschliches phänomen: die fähigkeit zur differenz mit sich selbst (indem er sich im blick hat oder auch mal ganz mit sich eins ist); das ist ein operatives feld, in dem sich der mensch offenbart, geschieht oder auch agiert. in diesem zwielicht entgrenzen die begriffe, denen wir vertrauen (müssen). dort sich allzulange aufzuhalten ist gefährlich; aber die verbindung zu diesem raum des ungefähren zu verlieren, käme einem tod zu lebzeiten gleich.

das aber macht die frau idiotin zur idiotin, daß sie nämlich so festhält in ihrer poetischen seele an diesen "idiotischen dingen", von denen die barbaren meinen, daß sie keiner brauchen kann, diesen traumdingen aus der welt des ungefähren ...

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