dhonau: mit heruntergezogenen socken


Donnerstag, 27. Mai 2010


unterhaltung
tod
glück
langeweile


                  
in der ZEIT heute, im feuilleton, stehen zwei artikel, die mir sofort ins auge stachen, aua. ein herrliches interview mit dem jetzt tatsächlich 90jährigen reich-ranicki, das ich sofort verschlang. wunderbar, weil hier an der großen schwelle, die uns allen bevorsteht, ein text entgegnet — zu beinahe allem passend-unpassend, was ein mensch nur sagen kann. dieser schwellentext eines greisen wortkriegers gibt nur die eine auskunft: ich bin für nichts und niemanden mehr zuständig. und tschüß. hier zeigt sich grandios, daß verzweiflung und amusement kein unüberwindbarer widerspruch darstellen. ja, daß unterhaltung letzten endes(!) immer gegen den tod gesetzt ist. sie funktioniert allerdings nur, wenn das nicht bis zur bittersten konsequenz explizit gemacht wird. insofern ist eine solche bemerkung das grausame gegenteil von unterhaltung.

"Ich bin nicht glücklich. Ich war es nie" — diese auskunft des jubilars(!) steht über dem interview.
und tja glück, das ist wohl informell so was wie raffinierter zucker, dem inbegriff ballaststofffreier nahrung. zucker und glück.
ballaststofffreie unterhaltung ist informeller zucker. auf dauer höchst ungesund.

alles, was mit der frage nach dem oder einem leben zu tun hat, scheint aber doch auf die frage nach glück überhaupt rauszulaufen. aber diese frage(rei) nach glück und dergleichen, mein gott, ist ein gesellschaftspiel, das irgendwann nur noch langweilt. jede ballaststofffreie unterhaltung hinterläßt diese pappsüßen nachgeschmäckchen und ist irgendwie von uneingestandener, nicht durchlebter langeweile grundiert.

der meister zeigt sich nicht darin, wie er fragen zur allgemeinen zufriedenheit beantwortet, sondern wie er sie quasi an die wand nagelt mit dem gestus: schaut her, da hängt sie eure ewige frage nach x oder y. der meister hält den fragen stand, und das ist seine antwort. fragen müssen wie das leben selbst ausgehalten werden.
"Ich hatte Freude daran, daß jeder Tankwart mich kannte"
ja, literatur ist schließlich eine zumutung. und zum schluß hält man nur noch menschen aus, die sich (vermutlich) von ihr ferngehalten haben. natürlich stimmt auch das gegenteil. die welt muß ausgedrückt werden. so oder so.

fortsetzung folgt (zum zweiten artikel in eben dieser ZEIT-ausgabe über väter und sigmund freud)
                  




dhonau, 15:36h
=zeit war`s

welt   326

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