dhonau: mit heruntergezogenen socken


Montag, 27. Dezember 2010


– übersetzen
– die arbeit des geistes
– sprechen heißt immer auch krieg führen
– und doch doch doch
suchen wir nichts mehr als verbundenheit
dafür muß der krieg gegen sich selbst gewonnen werden
– ein sieg, der zugleich auch niederlage ist
logischerweise


sich sich selbst zu übersetzen aus dieser beigebrachten sprache heraus, die doch immer zuerst die sprache der anderen ist, bedeutet die ureigene FREMDHEIT VOR SICH SELBST, die alsbald schnell überlagert sein wird von allerlei geläufigkeiten, als solche wiederzuerkennen. bis wir aber wieder dazu kommen, an diese längst vergangene und doch gleichwohl immer gegenwärtige fremdheit aus seiner geburts- und ankunftssphäre anschluß zu finden, sie wieder schmecken, fühlen, sehen zu können — dorthin zu kommen, das ist wahre meisterschaft. mit sprache vor alle sprache zu kommen, das geht nicht mit der sprache seiner erzieher, eltern, schule, arbeit etc. nein. das geht nur mit einer zu sich selbst hin übersetzten sprache, in der die idee des ureigenen irgendwo irgendwie leuchtet, einer sprache, zu der man gefunden hat und in der man zugleich mit der entschiedenheit einer hebammenschere die eigene geburt agiert, die ein herauskommen ist vor alle haustüren hinaus. ja, lüg ich denn. ein wort gibt das andere. jetzt werden sätze nicht mehr geredet, sie werden geschossen ...




"Lieber als über ihr Leben spricht Sweltlana Geier von den Entdeckungen und Erfahrungen, die sie als Übersetzerin macht, ihren Reflexionen, weniger vom Übersetzen selber, das für sie ein derart natürlicher, wenn auch unergründlicher Vorgang ist wie das Atmen, das Schlagen des Herzens. [hervorhb. dh.] So leistet sie gewissermaßen fortwährend ein Übersetzen des Übersetzungsprozesses selber, jener Urtätigkeit des menschlichen Geistes, die, weit über den jeweils vorliegenden Text hinaus, letztlich alles umfasst."

so beginnt tatjana gut ihr buch, das auf gesprächen mit der jüngst verstorbenen dostojeweski-übersetzerin swetlana geier beruht. das einleitende kapitel dieses Buchs ("Swetlana Geier. Ein Leben zwischen den Sprachen. Russisch-deutsche Erinnerungsbilder" 2008 pforte verlag, dornach) lautet: DIE ARBEIT DES GEISTES

was hier besonders interessiert ist die identifikation von denken als der arbeit des geistes mit übersetzen. insofern ist der co-titel des buches: ein leben zwischen den sprachen zu verstehen. es geht zugleich um eine vorstellung, ein muster für das übersetzen überhaupt. wenn wir für diesen begriff synonyme suchen, wird die tragweite dieser überlegung vielleicht klarer. transformieren. vermitteln. übermitteln. abbilden. etc. sprache ist medium. also an sich schon eine vermittlungssphäre, in der sich eben das manifestiert, was wir gedanken nennen. wenn wir über uns selbst zum beispiel informiert sein wollen, müssen wir uns vor uns selbst zur sprache bringen. die sprache selbst überträgt sich an uns durch die menschen, die uns auf- und erziehen. sie ist also selbst immer schon das ergebnis einer vermittlung. unsere sprache gibt es nur als sprache ZWISCHEN uns. in dieser präposition (ein wunderbares wort!) wohnt der begriff der zweiheit. die zahl der übertragung des einen ins andere. doch diese zweiheit hat einen besonderen charakter, wenn es sich um ein selbstgespräch (vgl. selbstreflexion) handelt. hier geht die sprache in eine künstliche zweiheit über, bei der sender und empfänger in eins fällt. diese gespräche führen wir andauernd, in mehr oder weniger abgestuften formen. es ist also natürlich, es gehört zu unserer NATUR – wie eben das atmen oder das schlagen des herzens. jede form des übersetzens (in bild oder wort oder womöglich noch anders) muß zu einer form des natürlichen finden; d. h. es muß einem, wie man so schön sagt, von der hand gehen. die denkarbeit, die reflexionsarbeit muß vorangegangen sein und geht derart in die übersetzungsarbeit ein. aber im moment des übersetzens im engeren sinn selber kommt die übersetzung aus einem quasi gesamtheitlichen impuls – und nicht aus einem isolierten (einzelnen) gedanken






dhonau, 22:44h
=zeit war`s

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