sex und macht. das ist ein dauerthema, ein thema schlechthin und — SCHLICHTWEG.
um dieses schlichtweg geht der kommentar auf der titelseite der heutigen
FAZ, der „Schlichtweg Politik“ überschrieben ist.
auch die
Sächsische Zeitung online (sachsen im netz!) hat einen artikel unter dem titel „Schlichtweg Liebe“ im angebot.
es geht um die erklärung von CHRISTIAN VON BOETTICHER, dem landes- und fraktionschef sowie spitzenkandidat für die landtagswahl (2012), bei seiner 2010 begonnenen liaison mit einer damals noch 16jährigen habe es sich „schlichtweg“ um liebe gehandelt.
während boetticher mit den tränen kämpft, krümmt sich seine angeschlagene partei, die nord-CDU, vor schmerzen. natürlich will sie nicht explizit aufs moralische glatteis, aber mit solch einer geschichte mache sich ein politiker erpressbar, wie der reuige sünder einräumt. aber, kann denn liebe sünde sein, fragen wir mit volksklugen der schlagerweisheit?
nachdem nun schon schwule und frauen nicht nur formal zugelassen sind für entscheidungsträchtige ämter, sondern, wie eingeschüchterte männer mittlerweile hinter vorgehaltener hand in umlauf bringen, bald in vorzugsstellung und quotenvorteil sein werden, müsste es doch auch für die wettbewerbenden politiker zum sympathiebonus gereichen, wenn sie nachweislich überhaupt noch zur liebe fähig sind. und wenn diese liebe einer 16jährigen gilt und am äußersten rand gesellschaftlicher akzeptanz segelt, dann ... ja, gerade dann war es möglicherweise ein fehler herrn von boettichers, sich von dieser liebe losgesagt zu haben und im gewand des reuigen sünders vor die kamera zu treten. er hätte vielmehr SCHLICHTWEG und SCHLECHTHIN die LIEBE als solche hochhalten sollen, zu seiner freundin stehen und sich vor der bundesdeutschen öffentlichtkeit erheben sollen: „ich trete zurück, aber meine liebe bleibt, basta!“
im kommentar der
FAZ heißt es weiter: „Denn was ein Politiker tut und lässt, ist schlichtweg Politik. Es ist nicht richtig zu glauben, das Private müsse davon aber ausgeschlossen werden.“
ja, und so gesehen wäre dieses vorgeschlagene trotzige statement auch eine politische aussage zum thema (LIEBE ÜBER ALLES, ALLES IN DER WELT!) gewesen.
natürlich stellt sich nach den vielen säuen, die in jüngerer zeit durchs dorf, über stock und stein und die lande getrieben wurden, die frage, ob nicht erst die macht des karriere-mannes ihn nicht erst dorthin gebracht hat, wo ihm scheinbar alle wünsche offen stehen oder wo sich ihm zumindest dieser eindruck mächtig aufgedrängt hat?
der autor des kommentars, JASPER VON ALTENBOCKUM, findet, daß angesichts des schweigens zur ODENWALDSCHULE, dem fortschrittlich pädagogischen, bürgerlich liberalen sündenpfuhl schlechthin wie schlichtweg, die gegenerparteien nicht die moralapostel spielen könnten.
solange von politikern verlangt wird, daß sie dem rest der bevölkerung moralisch über zu sein hätten, wo doch jeder der meinung ist, daß sie doch tatsächlich eher „unter“ sind, wird das bundesdeutsche rücktrittstheater, denken wir nur an die heilige sünderin käßmann, mit seinen trostlosen aufführungen zur öffentlichen langweile beitragen.
und damit sind wir beim vielleicht noch größeren thema: der VON SICH SELBST GELANGWEILTEN medienwelt, die nach dem bruce darnell-leitmotto DRAMA DRAMA DRAMA wahrscheinlich das systemisch ausbalanzierende gegengift der langeweile im niedrigen bereich der relevanz-skala brauchen. also nicht die sau, die durch die sprichwörtlichen dörfer gehetzt werden muß, sondern ein anderes noch zu findendes tier, das uns zum ausgleich in die wohnzimmer gähnt, um die medialen aufgeregtheiten ein wenig auszubalanzieren, nicht wahr?
apropos: das schlichtweg, um das sich der
FAZ-kommentar rankt, steht doch wohl für ein prädikat für eine sache, die einfach durch sich selbst ihre behauptungskraft gewinnt, also keiner weiteren erläuterungen bedarf: wir wiederholen mit dieser einsicht im rücken:
SCHLICHTWEG LIEBE
das, äh, nein, die, meine herrischen damen und damischen herren, wünschen wir Ihnen