dhonau: mit heruntergezogenen socken


Mittwoch, 30. April 2008


ERNEUERUNG RINASCIMENTO RENAISSANCE


— der schwarze tod —
die pest, die zig millionen menschen des europäischen mittelalters (etwa die hälfte der bevölkerung) dahingerafft hat, ist wohl auch mit ein grund dafür, vom finsteren mittelalter zu sprechen, neben der allgemeinen ansicht, dass der zerfall des weströmischen reiches und des antiken kulturellen und politischen erbes zu diesem negativen attribut geführt haben.
der umbruch von mittelalter zur neuzeit ist epochengeschichtlich die italienische renaissance durch die wiederbelebung (wiedergeburt, rinascimento) des griechisch-hellenistischen erbes (architektur, philosophie, kunst ...), der niedergang der höfisch-ritterlichen kultur, das heraufkommen der bürgerlichen handels-/stadtkultur (insonderheit florenz) und des humanismus (die gründung von universitäten und das entstehen eines umfassenden bildungsgedankens)
wir haben hier die klassische situation einer krise und das von ihr ausgelöste verarbeiten einer frühen ("ersten") prägung in der entwicklung, so wie wir (beispielsweise in der sog. midlifecrisis) in individuellen krisensituationen anfangen, unser leben revue passieren zu lassen, um den therapeutischen effekt einer klärenden erneuerung (revitalisierung) zu erzielen
therapie zeigt sich hier als ein verfahren, aus dem eigenen leben eine schlüssige geschichte zu bauen, das ist schließlich das grundmuster einer ganzheitlichen überarbeitung, die im wesentlichen auf dem humanistischen ganzheitlichen bildungsideal basiert (vgl. das sog. studium generale)
als die krise wiederum der humanistisch geprägten zivilisationen können wir die beiden weltkriege, hiroshima, den holocaust, auschwitz, vietnam ansehen. die haben gezeigt, dass die humanistisch europäischen leitkulturen (um diesen allseits als problematisch angesehenen begriff hier neu ins spiel zu bringen) ihre gesellschaften nicht (so) zähmen konnten, dass die barbarei nicht nur nicht ausgeschlossen werden konnte, sondern dass - im gegenteil - in nicht mehr zu fassendem ausmaß systematische grausamkeiten begangen wurden.
der reflex auf diese politisch-gesellschaftlichen desaster, die vor allem auch mit der herrschaft des mannes (patriarchat) konnotiert sind, hat in der gegenkultur des hippietums (der hippie als anti-mann und anti-soldat "make love, not war") einen anschaulichen ausdruck.
die auflösung der geschlechterrollen ("gender troubles"), der verlust an macht der christlichen religionen, ihre aufweichung durch esoterische eklektizismen (man könnte von patch-work-religionen sprechen), die digitale revolution als der grundlage der modernen globalisierung als einer beginnenden aufweichung der wirtschaftlichen vormachtstellung der amerikanisch-westlichen sphäre, die migrationen, die als eine völkerwanderung schon beinahe zu bezeichnen ist - all das konturiert eine neue krisensituation, die durch die ökologische katastrophenkulisse (angesichts des wirtschaftsaufschwungs und der durchtechnisierung allein indiens und chinas, ca. 2,5 milliarden menschen) erst vollends sich abzeichnet.
das humanistische weltbild vom feinsinnigen, kultivierten und affektbeherrschten menschen reicht nicht hin.
eine erneuerung zu einem nach-europäischen zivilisations- und kulturverständnis wird nur, wirklich nur durch den zwang, dem alle kulturen, gesellschaften u. ökonomien auf dauer unterliegen, sich für die insbesondere ökologischen, energiepolitischen herausforderungen zu formieren, weil alles andere keinen erfolg, sprich kein überleben zeitigen kann.
ein moderne auffassung eines sozial kompetenten menschen muss die sog. negativen affekte zu integrieren lernen, statt abzuspalten, wir brauchen auch auf überindividueller, gesellschaftlicher und politischer ebene behauptungsstärke, die fähigkeit, die eigene perspektive, die eigenen interessen zu formulieren wie zugleich die zum kompromiss, zum interessenausgleich: in den alltäglichen (überlebens-)fragen ist streitkultur angesagt - und nicht idealisierende tonlagen; langer atem für stabile belastbare beziehungen, bündnisfähigkeit, kompromissfähigkeit wie auseinandersetzungs- oder konfliktstärke. das alles erfordert ein menschenbild, das die negativen energien nicht verteufelt, sondern einbezieht - beziehungsfähigkeit im individuellen wie im pol.-gesellsch. sinn erfordert ein integral aus abgrenzungs- und beziehungskompetenz, die fähigkeit, sich selbst das wort zu reden, wie die perspektive zu wechseln ...
radikal sollten wir, meiner meinung nach, nur in nicht pragmatischen fragen sein, und das heißt in der weise, uns zu reflektieren (wenn wir dichten philosophieren kunst betreiben nachdenken etc.)
entschieden, kompromiß-, verhandlungsfähig, konsequent, selbstmoderierend, beispielhaft – da fächert sich ein katalog an fähigkeiten auf, der dem bürger seine urbane ausstrahlung verleiht, im gegensatz etwa zur miefigen ausstrahlung einer desozialiserten menschlichen existenz, um diesen vielleicht nicht unproblematischen ausdruck zu riskieren.




dhonau, 19:51h
=zeit war`s

renaissance   392

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