zur schwindsinnigen skulpturenkunst des giacometti liebe deinen schatten wie dich selbst (jeder star ist des teufels)
mein gott, der GRAUSAME GERNOT soll uns durch den winter führen, diesen winter, der winter sein will und sonst nix. das aber erfüllt den begriff der GRAUSAMKEIT. sprechen wir also hier durchaus vom grausamen winter, insofern er sich um sein herkommen, seine ursachen nicht im mindesten kümmert. (ähnlich verhält es sich mit dem begriff des stars; ein star ist star, weil er dem grauen, nämlich dem grauen seines herkommens so entstiegen ist, daß er es zugleich in einem abgrund des vergessens hat verschwinden lassen. jedes herkommen ist ein gräuel (diesmal der neuen rechtschreibung bewußt entsprochen). der star ist ein star, weil er nichts anderes sein will, als ein entflohener seines herkommens, was immer auch er oder sie in irgendeine kamera der welt flötet. (das gerede von der bodenständigkeit ist nur ein bestandteil der "technik" oder des know-how vom star-sein)
wie kann der mensch in seiner aufrichtung, in seinem horizontfähigen blick, seiner disposition, sich um IDENTITÄT zu kümmern, auch das kommt doch zuerst durch die aufrichtung, dem gehen und stehen auf zwei beinen, nämlich auch dem damit einhergehenden zeigen von GESICHT, sich zu erkennen als DIES EINE GESICHT, seiner fähigkeit sich im spiegel zu erkennen, seinen freigewordenen greifenden händen, seinen schwingfähigen und zur umfassung, zur umarmung fähigen "vorderbeine", wie kann also dieser mensch, der nicht im höhlenbau mehr lebt, sondern sich einen schutzraum BAUEN möchte, muß, der mit seiner aufrichtung anfängt wohnstätten zu ERRICHTEN, RICHTFESTE zu feiern, wie kann also dieser mensch seine aufrichtung in der errichtung von wohnstätten feiern, oder wie man so eigenartig auch sagt: BEGEHEN – ein fest begehen, wie kann also dieser sich in den allgemeinsten blick bringen, denn nämlich der aufgerichtete, gesicht zeigende, begreifende, umfassende mensch ist doch schließlich der SPRACHE HABENDE MENSCH, wie kann dieser mensch in seiner freude und last, IDENTITÄT zu haben, zur gemeinschaft kommen und eben durch sprache verbindung herstellen zu seinen mitmenschen, wie kann also dieser mensch sich feiern, auf einen sockel stellen, auf ein postament, wie kann dieser mensch seine aufrichtung feiern, wie nur?
es muß doch diese (re)PRÄSENTATION, diese feier von gegenwärtigkeit, schließlich einmal gespiegelt sein in deren gegenteil: dem hinschwinden, dem schattenhaften, dem flüchtigen, dem aus dem gesicht gehen ... quasi als depräsentation; so als wäre die präsenz zu steigern in ihrer kehrseite des schon bald gewesenen, haha, sagen wir ruhig einmal: des STARs ...
statuarisches oder wie kommt ein mensch auf die bühne und wie kommt er evtl. wieder herunter
was dhonau (und sein herrchen) schon seit geraumer interessiert, ist die frage, ob es entsprechend dem phänomen der legasthenie, dem gestörten verhältnis zur alphabetisch linearen abstraktion ["Der amerikanische Forscher Ronald D. Davis, der selber Autist und Legastheniker ist, zeigt auf, dass manche Legastheniker über ein ausgeprägtes räumliches Denken verfügen, welches geeignet ist, ein Vielfaches an Informationen aufzunehmen. Hingegen haben diese die Fähigkeit des linearen Denkens, welches beim Rechnen, Lesen und Schreiben notwenig ist, nicht gelernt. Abstrakte Begriffe, unter welchen sich diese Legastheniker nichts "vorstellen" können, führen zu Desorientierung, die sich in sehr unterschiedlicher Weise äußern kann. Davis beschreibt eine einfach anwendbare Methode, um solchen Legasthenikern das Lernen von abstrakten Begriffen und das lineare Denken beizubringen. Eine breitangelegte wissenschaftliche Überprüfung steht dazu jedoch noch aus." (zitat siehe)], ein phänomen gibt, das weder einen namen hat, noch natürlich erforscht ist, und einer störung im räumlich-anschaulichen abstraktionsvermögen gleichkommt (mit einem eventuell besonders ausgeprägten begriffsvermögen oder einer außerordentlichen disponiertheit oder auch geprägtheit in der alphabetisch linearen abstraktion) in dieser gegenüberstellung des räumlichen zur linearen abstraktion sehen wir schon die sich aufspannende gegensätzlichkeit von begriffs- und raumdenken. vielleicht ist darin auch ein grund angelegt für mein interesse für skulpturen (insbesondere statuen oder standbilder)
daß der mensch ein gesicht hat, wenn er denn eins hat, ist ein faktum, mit dem die ganze geschichte erst einsetzt, sagt DHONAU. denn daß da etwas ist, daß zugleich sehen und gesehen werden ist, zeigt sich am spiegelerlebnis. und das ist doch dies da: du stehst DAVOR und es bewegt sich etwas, oder ist es doch still? ja, wie? geht' s etwas nach rechts? etwas nach links? oh, "ich" kann es ja steuern! denn je mehr "ich" auf die eine seite hin mich bewege, desto mehr verschwindet dies ebenso dorthin. ich kann dies geschehen steuern. und so fort. (es gibt da eine marx brothers-szene aus duck soup (marx brothers im krieg) mit dem harpo und dem groucho, die aus diesem spiegelbilderlebnis ein vexierspiel (s. a. spiegel-tanz) zaubert, wobei hier der spiegel gar kein spiegel ist, sondern als eine optische täuschung ein leerer rahmen, in dem der eine den anderen so nachahmt in seinen bewegungen, daß der glauben muß, das sei sein spiegelbild)
daß also der mensch sich steuern kann, kommt ihm durch das spiegelerlebnis also erst in vollem umfang zu bewußtsein — wobei bewußtsein mit dem erleben von IDENTITÄT in eins fällt. der mensch hat nur darum bewußtsein, weil er ein erleben des (spiegelbildlichen) selbstseins, der identität, des kein-anderer-seins hat. identität ist gleich gesicht, und gesicht ist sehen und gesehen werden zugleich. darum ist es eine geschichtsbildende sensation, daß der mensch sein gesicht malt/zeichnet, und weil er es malt, ist er erst mensch. denn hinwiederum auch geschichte ist nichts anderes als strukturell das gleiche wie gesicht, nämlich das eins werden (können) von erleben und leben (ein wunschbild auch mit einer beinahe utopisch zu nennenden strahlkraft)
... und also, sprach pulpian, mußt du malen, als ob die natur die kunst aus sich heraus abgesondert hätte, die kunst, nicht zu sein, nicht zu sein, wiederholte pulpian, das ist es, was malen ist. malen ist also sein im nicht-sein. als aber seine schüler sich in einem blick übten, der verstehen signalisiert, brach pulpian in ein gar teuflisches gelächter aus – mitten im april
april-notizen in einem mai
ein maler ist nur maler, weil er gegen-maler ist, ein maler, der gegen-maler ist, ist ein maler natürlich unter malern und nicht-malern, aber vor allem auch ein gegen-maler und ebenso ein nicht-maler, jawohl, nur ein maler, der auch ein nicht-maler ist, kann überhaupt ein maler sein, derjenige nämlich, der verlernt hat, ein nicht-maler zu sein, der wird doch nie und nimmer ein maler und schon gleich gar nicht ein ein gegen-maler sein können. wirklich nicht, sagt pulpian der nicht-lehrer und gegen-lehrer unter all den lehrern ...
man sagt ja, zetbe, wenn man sich schützen will im falle eines ansinnens, über dieses oder jenes bild ein urteil abzugeben: "ich habe keine ahnung von kunst." und das stimmt in meinem falle. sagt dhonau. aber das gegenteil stimmt auch: "dhonau hat eine AHNUNG" – und das nicht nur von kunst.
in diesem widerspruch ist er zu hause, mehr wie viele andere – vielleicht, ja vielleicht ist er sogar der weltmeister auf diesem terrain. wer weiß? hier eine modifikation: "mir schwant da etwas" vermutlich hat er eine SCHWANUNG. sagen wir von kunst.
schon von seiner schulzeit sagt dhonau, als einer seiner leitmotivischen in einem langjährigen verfahren selbst entwickelten scherze, mit denen er sich als hobbyclown über wasser hält, daß er der beste aller schlechten gewesen sei, der chefschlechte sozusagen, der anführer der mißratenen, das alpha-tier der zurückgebliebenen, die lokomotive der abgehängten, äh ... "wo war ich, wo bin ich, wo sind all die anderen ...?"
dhonau läuft hierhin. läuft dorthin. wo sind all die freunde geblieben ...?
"SCHWANEN, verb. als ahnung oder vorgefühl vorschweben, ahnen, in unpersönlicher fügung. nach der gewöhnlichen annahme von schwan abgeleitet, wol mit recht; man musz sich dabei erinnern, dasz der schwan der vogel der nornen und walküren ist und dasz weissagende frauen oft in schwanengestalt erscheinen; jedenfalls hat die jüngere sprache schwanen so aufgefaszt, wie die synonyme wendung" (deutsches wörterbuch von jacob grimm und wilhelm grimm) vgl. hier
der frevel, die eitelkeit, der film — bescheidung und ethik
im vorigen schlöndorff-beitrag und seinen kommentaren ging es auch um die bescheidenheit als einen wohltuenden gegensatz zur film-szene im allgemeinen, zum gedöns, den eitelkeiten, oberflächlichkeiten, die dieser welt nachgesagt werden. unter diesem gesichtspunkt ist schlöndorff interessant insofern, weil uns das ganz nebenbei zu einem übergeordneten thema führt, nämlich der HYBRIS mensch, der überanstrengten gattung schlechthin. wie sich auch zeigt in der grenzübersteigenden instanz dessen, was wir bewußtsein und all jenen begriffen, die im gefolge dieses phänomens stehen. wenn wir die kunst im allgemeinen als einen spezialfall dieser hybris ansehen wollen, nämlich den frevel, als schöpfer aufzutreten, welt nicht nur zu verstehen also, sondern welten zu schaffen, in die GROSSE SCHÖPFUNG gewissermaßen hineinzureden, dann verstehen wir vielleicht auch, worum es bei diesem thema der ANMASSENDEN SZENE des films auch geht.
die nouvelle vague als der begründerin des modernen frz. künstlerischen films entstand, als junge cineasten in DER filmzeitung ("les cahiers du cinéma") anfingen kritiken zu schreiben, in der sie den autorenfilm forderten, d. i. ein produkt von persönlicher, künstlerischer URHEBERSCHAFT (vgl. schöpfer), die, wie wir jetzt verstehen, immer auch in der nähe agiert von prätention und überhebung. der JUNGE DEUTSCHE FILM ist die entsprechung zur nouvelle vague, auch hier spielte eine filmzeitschrift ("die filmkritik") als forum vor allem auch freier filmschaffender eine tragende rolle – nur daß hier von vielen protagonisten dieser bewegung gegen den deutschen restaurativen "wirtschaftwunder-nachkriegs"-film auch eine politiserung eingefordert wurde. in der nouvelle vague wurde die romanverfilmung kritisch betrachtet, weil der film gegenüber der literatur ja sich als ein eigenständiges medium abzugrenzen habe. unter diesem gesichtspunkt ist auch zu verstehen, warum schlöndorff, der sich einerseits durchaus zum JUNGEN DEUTSCHEN FILM rechnete und gerechnet wurde, was etwa die distanz zum mehr oder weniger reaktionären nachkriegsdeutschland anbelangt, doch zugleich auch ein außenseiter dieser szene ist, weil er eben andererseits als der literaturverfilmer, der er immer war, nicht wirklich zur szene der autorenfilmer gehörte. damit kommt eine andere seite der "frevel"-gattung mensch ins spiel, das ist die sich selbst moderierende, sich selbst grenzen setzende gattung, und da sind wir AUCH bei dem, was wir ETHIK nennen. angesichts der finanzkrise also ein hochaktuelles thema
s. zwei artikel aus der zeitung von heute: 1) über den neuen film von schroeter ein "klassischer" autorenfilmer und "meister der künstlerischen überhebung" geschrieben vom nach meiner meinung besten dt. filmkritiker fritz göttler 2) über eine retrospektive des filmuseums in wien über DEN truffaut-schauspieler: (hieraus das abfotografierte bild) jean-pierre léaud
jean-pierre léaud, der nicht nur bei truffaut (als junge naturbegabung und als darsteller eines zöglings) gespielt, sondern bei anderen regisseuren der extra-klasse wie godard, bertolucci (der letzte tango ...), rivette, eustache ("La maman et la putain") gearbeitet hat, ist eine wahre hybris von schauspieler-mensch, ein faß ohne boden, eine kinoexistenz, ein mensch aus nichts als kino. dieser schauspieler-mensch, den truffaut als 14-jährigen entdeckt und zu seinem alter ego-antoine doinel macht, so der name der figur, für 4 spielfilme und über einen zeitraum von 20 jahren, dessen erster davon (“Sie küssten und sie schlugen ihn/ Les quatre cents coups“) die nouvelle vague (mit-)begründet; dieser schauspieler-mensch läuft auf einer "verbotenen" grenzlinie zwischen kunst und leben, und er steht mit seinem eigenen leben dafür ein. er ist ein aus dem kino herausgeborenes wesen, das ist es, wofür die nouvelle vague auch steht, hier wird eine URHEBERSCHAFT beansprucht, eine offensive mensch gestartet, mitreißend, schön, anti-bürgerlich, elegant, anmutig, verstörend, anmaßend ...
bei léaud kannst du dir nie sicher sein, ob er nicht irgendwann aus einer laune heraus in den himmel hinauf deklamiert (und fast immer deklamiert er, was für einen schauspieler eigentlich der künstlerische tod ist): ob es nicht besser wäre, auf dem höhepunkt seiner karriere aufzuhören mit der ewigen spielerei? seine wahre profession sei doch, den frauen zu entsagen, oder vielleicht doch eher das gegenteil? – sich nur noch ihnen zu widmen. in "mama und die hure" spricht er jeden satz (und der gipfel des satzes ist jener, aus dem gedächtnis zitiert: "ah! mit den worten der anderen sprechen können, dahin möchte ich kommen, dort muß die freiheit sein!"), als huldige er einem geheimen theatergott, der ihm jede absolution verweigern wird. er ist sich sicher, das spürt der notleidende kunstzuschauer, er muß eines tages für all diese seine sünden schmoren. "natur! natur!", so könnte er in all seinen filmen gesagt haben, "was ist natur? was soll das sein? natur ist nichts, gar nichts!" es gibt eine ironie, und das ist die romatische, die uns die ewigkeit (und den traum von der unsterblichkeit) vom leib hält, indem sie sie ein klein wenig näherrückt, dieses für-immer-und-ewig. bis dorthin, wo der schmerz von der lust nicht zu unterscheiden ist; dort ist alles kleine groß – oder umgekehrt, wer weiß das schon so genau. wir spielen alle um unser leben. niemand führt diese verzeiflungsironie so bitter schön vor wie der léaud. ein kindmann sondergleichen. unerreichbar, schutzlos, närrisch. stellen Sie sich vor, gerade haben Sie all die klugen und vernünftigen sätze vor sich aufgehäuft, die zu einem verantwortungsbewußten, vorbildlichen erwachsenen gehören, dann wird Ihnen vielleicht eine "konter"-existenz wie der filmmensch léaud etwas plausibler, vielleicht ...
aus La maman et la putain
bring mir den kopf des jochanaan
das anfangs-standbild dieses videos ist doch großartig! unser christlich-jüdisch-arabischer ursprung in einer momentaufnahme