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so staad war der bua (damals)
| mein opa, der vater meines vaters, steht für die sehr oberbayrische linie in meiner familie. er war in der tat ein schuhplattler. ich habe ein photo von ihm in lederhosen, hut mit gamsbart, hemd aus elfenbeinfarbenem leinen, wadl-strümpfe und haferlschuhe. ein schneidiges mannsbild, wie man sagte, mit ernstem gesichtsausdruck (wie auf fast allen alten fotographien). er war, wie mir erzählt wurde, nicht viel zuhause, arbeitete als eine art baukapo meist auswärts. wenn er zuhause war, ging er gern ins wirtshaus und unterhielt wohl auch die eine oder andere liebschaft. ich habe ihn nur selten einmal gesehen, auch weil wir, meine eltern und ich, der erstgeborene, schon bald aus beruflichen gründen meines vaters ins württembergische umgezogen waren, erst nach mannheim, später in den alemannischen süden, dann ins nordschwäbische. die frau meines opas, also meine oma, war schwerkrank und starb schon mit ein paarundfünfzig jahren. von ihr wurde ich, da sie einige zeit bei uns verbrachte, mit geschichten versorgt. sie las mir viel aus kinderbüchern vor, die ich bald, ohne selber lesen zu können, zu den jeweiligen bildern auswendig nachplappern konnte. ihre ehe war für sie bestimmt keine freude. aber sie hatte kinder von diesem ihren mann, bekam hinreichend geld von ihm, um für sie zu sorgen. ich glaube, mehr erwartete eine frau aus ihrem milieu auch nicht. daß ihr mann sein leben lebte, selten da war, hatte vermutlich für sie nicht nur nachteile. mein großvater hatte ein respekteinflößendes äußeres. er sprach nur das nötigste. als er gegen ende seines lebens bei uns zu besuch war mit seiner zweiten frau, war ich vielleicht 15 jahre alt, für ihn auffällig ruhig. zu ruhig, sodaß er meine eltern fragte, was sie mit mir, dem buben, gemacht hätten, ich wäre so staad (bayr. für ruhig). mehr hat er zu mir oder über mich, außer den üblichen begrüßungsformeln, kaum gesagt. aber das ist mir umso mehr haften geblieben, weil es meine situation innerhalb der familie sehr gut traf. wenn ich ich mich entfalten wollte, mußte ich schnell einen raum außerhalb der familie für mich finden, und das habe ich auch getan. das ist keine jammer bemerkung über meine jugend, sondern eine feststellung. ich glaube, wer sein leben auf seine kinder hin verlängert, bindet sie allzu stark, transportiert, ohne es zu wollen, lebensangst. das gerede von kommunikation ist allzuoft sentimental unterfüttert, also schädlich in eine richtung, wie wir es wohl alle mehr oder weniger in unserer umgebung vorfinden. | |
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opa, beruhige dich!
es gibt ein großes haus. sozusagen. das HAUS der STAMMESGESCHICHTE. vorfahren gibt es nur durch dokumentation, erzählung, weitergabe. das haus der stammesgeschichte muß unterhalten (im sinne von ernährt/ gespeist) werden. diese aufgabe ist nach den indogermanischen sprachwurzeln patriarchalisch, während die konkrete ernährung der nachkommen matriarchalisch bestimmt ist
(nebenbei gesagt: alle kritik am patriarchalischen hat, wenn sie elementar sein soll, in der kritik an der überlieferung zu fußen)
in mir, dhonau, ist ein ICH am werk, das durch sein ich im eigentlich sinn des wortes hindurchspricht. es ist so als wollte zum beispiel mein opa immer wieder durch mich hindurch zu wort kommen. insofern ist mein OPA (VATER meines vaters) ein ICH des dhonau, wenn wir so wollen ein grundakkord in allen seinen sätzen. dhonau ist also nicht sein eigener opa, das wäre ja grotesk und nur halbwitzig, sondern sein ICH hat eine allgemeine form, in der das konkrete ich des dhonau sozusagen zuhause ist. es ist auch nicht im engeren das ich des opas. sondern im weiteren: dies ICH ist das haus, das sich selbst weitererzählt. ein haus ohne fenster und türen, aber mit einer außerordentlichen schutz- und behütungsqualität | | | der vater eines vaters | | |
*peḫ-tḗr '(ernährer des
Hauses >) vater' (indogermanische wurzel von 'vater/father/papa etc') | | |
< japhet. *peḫ- 'ernähren'
PAPA ist von *peḫtḗr
abgeleitet und nicht umgekehrt. Das alte LALLWORT war atta, tata (indogermanische wurzel; siehe hier und hier) | |
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