dhonau: mit heruntergezogenen socken


Donnerstag, 28. April 2011


ad (II) — trastevere


das trastevere war ursprünglich ein reines arbeiter- und judenviertel. wie viele solcher alten stadtteile hat es naturgemäß eine manufakturell geprägte struktur.
heute, da wir im großen stil industriell produzieren, verschiebt sich die bedeutung des handwerklichen naturgemäß in die abteilung luxus. ebenso ist erhalt und restaurierung historischer und altbaulicher architektur wie bekannt sehr teuer und "wohnraumintensiv". das heißt, wohnen wird hier immer mehr zum reinen luxus oder/und zur touristischen attraktion. wer auf dem platz der santa maria in trastevere einen kaffee trinken will, wird das sehr schnell merken.

da in italien im zweiten weltkrieg nicht wie in deutschland die städte zerbombt wurden, haben wir hier eine vergleichsweise geringe amerikanisierung der städte. selbst die unvermeidliche präsenz der burger-gastronomie ist hier städtebaulich ohne konsequenz geblieben. mac-"wie-heißt-er-noch-gleich?" ist ebenso in alten gebäuden traditioneller architektur untergebracht wie die anderen restaurationsbetriebe. in trastevere ist uns gar keiner untergekommen. auch unser supermarkt ist in der regel nicht mit den italienischen supermercati vergleichbar
da in rom die industrialisierung im vergleich etwa zu norditalien fast gar keine rolle spielt, lebt die hauptstadt vom tourismus und der verwaltung des landes.
oder es ist womöglich gerade die erhaltung des antiken erbes, die einer industrialisierung entgegengearbeitet hat? (bella italia ist der anfang des modernen (industriell organisierten) tourismus, des massentourismus)
also lebt rom, kann man sagen, von seiner geschichte.
der gegensatz von moderner konsumwirtschaft und "feiner kultur" erzeugt womöglich auch die kaschierung des grob sozialen infights, wie sie zum beispiel italienische fußballer in ihrer hohen defensivqualität auszeichnen. (freundlich bleiben mit der gestik des unschuldigen wie-bitte-?)
wenn Sie nicht aufpassen, werden Sie hier in metropoler eleganz ausgenommen beim versuch, durch traditionelle gastronomie feine italienische lebensart einzukaufen.
die italiener beherrschen den locker-freundlichen ton im überlebenskampf wie kaum andere.
man kann hier verstehen lernen, warum manieren, tischdecke und saubere berufskleidung in jeder noch so kleinen bar unabdingbar sind. (den spruch "wer nichts wird, wird wirt" gibts auf italienisch nicht) – kein urban qualifizierter mensch geht unformiert ins soziale mit- und gegeneinander.
so gesehen ist "kultur" auch eine technik, uns mit den verlogenheiten/kaschierungen/maskierungen zu versorgen, nach denen wir verlangen, ohne es uns selber in übertriebener deutlichkeit vorzusagen.




dhonau, 17:11h
=zeit war`s

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