das kolossale kolosseum ist nicht nur eines der römischen wahrzeichen, sondern das bauwerk schlechthin, in dem sich kulturalität zeigt als ein system, die sogenannte grausamkeit der natur vom fressen und gefressen werden ins menschliche zu übersetzen. es ist wie ein begriffsgelenk, eine schaltung von der a-sozialität der natur zur a-natürlichkeit der kultur. die agonale welt des römischen, seine enorm entwickelte kriegsfähigkeit, steht noch ganz unbeanstandet neben der sublimen stadtkultur des gemeinschaftlichen zusammenlebens.
dieses nebeneinander von grausamen gladiatorenspielen und tierhetzen vor einem massenpublikum inklusive der politischen führungsklasse kann man noch "schmecken", wenn man am römischen stadtverkehr teilnimmt.
die unsentimentale art, durchsetzung zu agieren, ist hier noch präsent. wer geht, kommt über die straße. wer stehenbleibt und wartet, daß er über die straße gelassen wird, "verhungert". da hilft auch kein zebrastreifen.
(sich um Touristen prügelnde) Gladiatoren kämpfen auch heute (wo kultur sightseeing ist) noch, wie dieser hier verlinkte artikel zeigt, ums überleben.
hier verwandelt sich die feine kultur in aufdringliche comicfiguren, die aus dem ben-hur-film herausgesprungen sind, um in die heerscharen von sightseeing-touristen zu hüpfen und sich für ein foto zur verfügung zu stellen, damit ein jeder ein beweisstück mit nach hause nehmen kann, hier, am ursprung aller kultur, wo nicht im bett gestorben wird, sondern zum ruhm in oder vor der arena.
während wir, die touristen des lebens uns gegen haarausfall versichern, stehen hier händler der erinnerung an ein leben, das ein laues lüftchen ist vor einem fotoapparat in der weltstadt der sehenswürdigkeiten — sagen wir es so, um ein wenig der satirischen übertreibung zu frönen