dhonau: mit heruntergezogenen socken


Freitag, 20. November 2009


robustheit und waches träumen
oder:
der starke tagtraum


am ende des prinzip hoffnung von ernst bloch heißt es: "Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat."

wenn das principium das ist, was der wortbedeutung zuvorderst heißt: anfang, dann steckt in dieser urbedeutung vor allem auch das anfang stiftende und auf allen (entwicklungs)ebenen wiederkehrende prinzip – so haben wir einen tieferen begriff, nämlich den blochschen von prinzip, wie er etwa im wort der prinzipienreiterei sozusagen im flachen versandet ist (weil damit ein starres festhalten verbunden ist).
principium meint so gesehen auch das aufbrechen in eine neue zeit, etwas, das bestenfalls in träumen 'vorgescheint' war (in anlehnung an blochs kategorie der ÄSTHETIK des VORSCHEINS), das tagtraumhaft aus der kraft eines antizipierenden bewußtseins zur ankündigung gekommen war

die sprache blochs ist besser zu verstehen, wenn wir uns den (literarischen) deutschen expressionismus vergegenwärtigen

auch wenn ich bloch heute, nach vielen jahren der ersten lektüren, kaum noch lesen kann, so ist, davon abgesehen, daß ich in meinen jungen jahren bloch regelrecht verehrt habe, das staunen (auch eine zentrale kategorie in seiner philosophie) über das komplexe phänomen des traums geblieben. das staunen nämlich bewahrt einen davor, sich allzuschnell in bewährte antworten zu verlieren, reflexhaft die gegenstände auf distanz zu halten, deren nähe wir doch eigentlich suchen. so sind viele antworten doch mehr eine abwehr von fragen, mit denen wir leben müssen, schon insofern es für diese fragen, die einen ein leben lang umtreiben, keine endgültigen antworten geben kann.
die sprache des traums, in der nicht wir selber zu wort kommen, sondern, wenn wir dieses angestrengte wort aushalten wollen, unser SEIN.
es ist, als ob in diesen träumen, insbesondere den sogenannten wach- oder tagträumen, eine welt spricht, wie sie noch nicht ist. (das noch-nicht-bewußte ist eine weitere zentrale kategorie der blochschen philosophie)

träumen im wachen muß nicht nur als wirklichkeitsflucht gesehen werden, die es auch sein kann. träumen, in dem gegenwärtigkeit ist, mit der betonung auf GEGEN, heißt auch einer realität zu WIDERSTEHEN (widerstandsfähigkeit, robustheit), mit der wir uns abfinden sollen, weil das vielleicht für die einen oder anderen von interesse ist.

wir könnten das wort vom wachträumen modifizieren und von wachen träumen sprechen — und die gibt es, solange menschen der freiheit verpflichtet bleiben




dhonau, 20:19h
=zeit war`s

bloch   383

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