(12) — zum thema übung, wiederholung, alltag
noch einmal: rainald goetz, narzißmus und selbstbearbeitung
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die furcht vor dem alltag als ewiges bloßes stumpfes wiederholen und die auflösung dieser furcht in: sich (tag für tag) wieder zu holen – aus dem sumpf, aus dem einerlei und der unterschiedslosigkeit, aus dem dahindämmern, der gleichgültigkeit usw. usf. | | |
das besondere an rainald goetz' essay über den verwaltungsbeamten und berühmten vertreter der tagebuchliteratur samuel pepys ist neben dieser erkenntnis, daß das schreiben als ein selbstbearbeitungsverfahren sich zeigt, ja, mehr noch, als regelmäßiges tägliches SICH-AUSÜBEN, das andeutet, was wir schon in dem klosterparadigma gefunden hatten, nämlich die REGULA als eine technik, sich von aller bestimmtheit und SO-GEWORDENHEIT zu lösen, als ein überstimmungsverfahren von GEPRÄGTHEIT und ERZIEHUNG, das sich in der REGULA "TAGEBUCH" als ein ÜBERSCHREIBUNGSVERFAHREN manifestiert; die tägliche übung, die das paradigma des atmens zugrundelegen könnte, denn das atmen ist keine frage des entscheidens, sondern heißt LEBEN; so muß die regula verstanden werden, als eine antwort auf die frage, wie (über)lebe ich, nämlich tag für tag. ein mensch hat sein maß in sich selbst zu finden, er oder sie selbst ist maßgebend für sich selbst. aber dieses maß ist jeden tag als REGULA einerseits herauszubilden aus dem wust, der das leben auch sein kann; andererseits gibt es dem tag, was er ist: nämlich (ur-)REGULA zu sein, durch den alle menschen rhythmisiert werden. ja, diese erddrehung um sich selbst, tag genannt, gibt jedem menschen struktur — und sich dagegen zu sträuben, ist im extremen eine haltung wider das leben (und seine alltäglichkeit). der tag KANN als tagebuch die konkrete einübung sein in das, was wir SELBSTBESTIMMUNG nennen (im engeren sinn auch: selbsterziehung). übrigens, sich gegen den alltag zu stemmen kann auch als eine manifestierung des narzißmus genannt werden, denn der GROSSARTIGE hält sich und alles andere in seiner wiederholtheit nicht aus, denn das ist ja geradezu DER gegensatz zu EINZIGARTIGKEIT. | |
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