dhonau: mit heruntergezogenen socken


Dienstag, 22. Februar 2011


kommentar zum vorigen beitrag über
sinnliche gewißheit und UNMITTELBARKEIT



im vorigen beitrag war es mir wichtig, den impuls, der auf jeder ebene des aussagens (und sei es auch nur derart, daß er unterdrückt wird) zu beschreiben. dieser impuls kann in seiner primären form naiv genannt werden, denn er will den gegenstand, worüber gesprochen werden soll, in seiner unmittelbarkeit (unverfälschtheit) und seiner gänze zur aussage bringen.
(man könnte hier auch vom propositionellen impuls alles redens sprechen)
aber jeder, der diesen impuls in sich noch spürt, hat die mehr oder weniger zur routine gewordene erfahrung gemacht, daß er (und durchaus auch: sie [haha]), wenn er etwas sagt, das andere NICHT sagt. so so steht jede aussage unter dem aspekt ihres angewendeten begriffs, die ihren gegenstand immer auch in seiner komplexheit unterschreitet. (vgl. hegels berühmtes diktum: DAS WAHRE IST DAS GANZE). und die fähigkeit zur sog. komplexitätsreduktion ist es ja sogar, die menschliche intelligenz ausmacht; so jedenfalls eine gängige formulierung.
die "befragung" eines phänomens, das problematisierende wahrnehmen, vollzieht sich in der bereitschaft, viele aspekte auszusparen und den besonderen EINEN in paradigmatische stellung zu bringen. darin drückt sich das aus, was wir auch erkenntnis-INTERESSE nennen. wir verlassen den standpunkt des bloß neutralen äußeren betrachters (den wir gar nicht innehatten, denn wahrnehmen heißt sich zu interessieren und lat. interesse bedeutet dabeisein) und stellen unseren "erforschungs"-gegenstand in das "licht" einer interessierten begrifflichkeit. (das ist auch im weitesten sinn das, was einstein mit der relativitätstheorie meint, wenn wir zu aussagen kommen, die den begriffen von raum und zeit geschuldet sind).
die naive vorstellung, wir würden das, worüber wir reden und nachdenken, in seiner ganzen wahrheit erhalten, könnten wir dieses SPRECHEN sozusagen wieder von den gegenständen nehmen, versteht nicht, daß wir alle unmittelbarkeit (unsere unschuld sozusagen) verloren haben. wir müssen IRGENDWIE mit unserer sprache durch die tausendfach vermittelte (mediale) welt durchkommen. da hilft nur, ein schlaues bißchen den bezug zu unserer NAIVITÄT nicht zu verlieren. dafür braucht es ein vertrauen, das sich nicht durch schlechte erfahrungen umschmeißen läßt. ein vertrauen in die natur, die wir bei aller kritik unserer gar schröcklichen gattung MENSCH immer noch sind und bleiben. ja, wir SIND natur)
die uns immer auch innewohnende freiheit (wenn sie auch manchmal außer kraft gesetzt zu sein scheint), sich auf bessere möglichkeiten, die in jedem und allem schlummern, zu beziehen, sollten wir im training halten, irgendwie.




dhonau, 21:15h
=zeit war`s

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auf der stufe der "sinnlichen gewißheit"
entstehen die begriffe von mittelbarkeit und unmittelbarkeit

es ist ...

soll hier nicht meinen: eine aussage des existierens (= existenz-kopula IST),
sondern sozusagen: eine rudimentärform des aussagens von eigenschaften
der es auf dieser stufe noch an begriffen gebricht
("und von dem Auffassen das Begreifen abzuhalten")
das ist nach HEGEL die SINNLICHE GEWISSHEIT – die vorstufe zur wahrnehmung
(man könnte auch von wahrnehmung als der
generierung von eigenschaften + ihrer begriffe sprechen)
so als wollte im gegenzug ein sprecher – der noch nicht über sprache verfügt –
sagen: diesda ist ... (irgendwie, so oder so beschaffen)
(etwa: blau, groß, haarig, etc.)
aber kann es nicht infolge begriffslosigkeit (haha)

(s. DIE PHÄNOMENOLOGIE DES GEISTES v. F. W. HEGEL)


(in obiger, doch einigermaßen langen ÜBERSCHRIFT soll angedeutet werden, daß wir auf der stufe der sinnlichen gewißheit noch gar nichts sagen können, also müssen wir auf den titel verweisen; uns interessiert hier nur eine zugrundelegung des elaborierten sprechens ohne inhalt)


der mensch will — auf der stufe des übergangs vom animalischen lebewesen zum sprache habenden (un)tier, und das ist die sinnliche gewißheit — das ding, den gegenstand seines sprechens unmittelbar sagen (als ganzes). da aber jedes sprechen (mittelbar) über das medium der sprache geschaltet ist, bleibt die sinnliche gewißheit sozusagen (unmittelbar) stumm; es sagt noch nichts, aber meint dafür alles (das ganze). daraus leitet sich ab, daß alles zu sagen ein und dasselbe ist, wie nichts zu sagen

irre, oder?




dhonau, 09:53h
=zeit war`s

sinnliche gewissheit   345

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