spiegelherz ist die ausbalancierung von einfühlung und abgrenzung, meine damenherren, wenn Sie wissen, was hier gemeint ist, nehmen Sie sich nur ein wenig zeit, sich über dieser behauptung zu VERSAMMELN, – ein schöner deutscher ausdruck für MEDITATION, nicht wahr?
was ist spiegelherz?
spiegelherz ist die ausbalancierung von einfühlung und abgrenzung, meine damenherren, wenn Sie wissen, was hier gemeint ist, nehmen Sie sich nur ein wenig zeit, sich über dieser behauptung zu VERSAMMELN, – ein schöner deutscher ausdruck für MEDITATION, nicht wahr?
was ist spiegelherz?
ist die ausbalan- cierung von einfüh- lung und ab- grenzung, meine damenher
dieses mißbrauchtum, das offenbar eine schrille fortführung der volksfeste ist, des humpatätärä, diese wildheit im herrgottswinkel, mein gott und — dann das: die REFORMPÄDAGOGIK aus dem ohh odenwald, wo endlich der pädagoge sich in eine ganze familie verwandelt (denn wie wir erfahren haben, bildet der einzelne lehrer mit seinen schülern eine feste gruppe, die auch tatsächlich familie genannt wird). der zögling wird dergestalt rund um die uhr gewissermaßen von allen seiten pädagogisch umzingelt, eine feinsinnig-dumpfe treibjagd der edukation. das alles sagt uns: der backofen familie, aus dem die kinder wie diese überfällige brotlaibe in dem frauhollemärchen danach schreien, endlich herausgeholt zu werden, kann an jedem nur denkbaren ort, wo das hervorbringen von menschen durch erziehung geschieht, stattfinden – als dieser zusammenbackende nähesumpf! die soziale kontrolle findet (immer mehr oder weniger unter je verschiedenen aspekten) überall statt, aber sehr oft gerade nicht in den familien. einer erträgt den anderen, irgendwie, indem wahrnehmung und nichtwahrnehmung ineinder verschwimmen, irgendwie. ein gar schreckliches wort: SOZIALE KONTROLLE. aber jede sozial organisierte aufmerksamkeit hat diesen aspekt der kontrolle, gerade dort, wo wir so oft von vertrauen reden, findet es nicht statt. dennoch: dieses wort von der sozialen kontrolle enthält doch viel traurige wahrheit, denn wer seinen knacks vor dieser kontrolle ins dunkel rettet, in sinistre gefielde des individualismus, steht in loher gefahr, verloren zu gehen oder gar ausgelöscht zu werden. ja, denn wer diese letzten tabuverletzungen (wo sich verführung in dumpfe manipulation verwandelt hat) in sich eingebrannt bekommen hat, der wird sie auf die eine oder andere art fortführen und weitertragen, wenn er (oder auch: sie) nicht in der lage ist, so etwas wie soziale kontrolle paradoxerweise für sich selbst zu organisieren – auf welche weise auch immer. es gilt jedenfalls, sich ins offene zu begeben. mit sich hinaus zu gehen, ins licht von mitmenschen sozusagen. welcher pädagoge in irgendeinem gestus der leidenschaftlichen hinwendung nach den bedürftigen lechzt, um ihnen beizustehen bei ihrem schweren gang in die diversen lebenswelten, der wird unterkommen in den erziehungsanstalten, die sich GANZ um den jungen menschen kümmern, dieses GANZ enthält so etwas wie die totale familie. überall, wo zuviel von diesem fatalen GANZ zugelassen wird, verschwinden menschen durch SEELENZERTRÜMMERUNG. das ist totalitarismus im kleinen.
(hvs-52) v. u. z. scheußenbach sieht am horizont die unordentlichen tattergreise der längst vergangenen jahre
herr v. u. z. scheußenbach sitzt da und denkt, meingott die jahre, diese jahre, wie sie ins land ziehen und dahingehen, diese jahre, meingott, wie alt sind sie geworden, nein, es ist ein trauerspiel mit ihnen, wir sollten sie besingen, um sie ein wenig in eine selige mischung zu bringen von, ja, wie sollen wir es ausdrücken, ja, vielleicht, von bewahrender heranrückung um ein ganz kleines bißchen und doch zugleich in der schon erlangten ferne das sein zu lassen, was sie doch irgendwie auch sind, nämlich alte tattergreise, hahaha, die da am horizont schlieren und luftspiegelungen hinzaubern, daß wir gar nicht mehr sagen können, ob es sie wirklich gibt oder gegeben hat, als seien sie womöglich gar keine vergangenen, sondern – hört! – ZUKÜNFTIGE, ja, so eine mischung von zukunft und vergangenheit darstellen, so ein kleines sinnbild vielleicht von gut dosiertem chaos, so, ja, das ist es, so eine heilbringende UNORDNUNG, die uns ein wenig leichter werden lassen könnte, weil sie bei unserer ganzen ORGANISIERTHEIT gerade das UNGEWISSE verlockend erscheinen lassen könnte, das doch sonst oftmals nur als bedrohung empfunden wird ... ja, so sinniert der prekäre aristokrat in seinem verlassenen eckchen als dieser herr von und zu ganz und gar scheußenbach, der er ist, vor sich hin und weg ...