ein guter problemredner ist einer, der es aushält, wenn man ihm nicht folgt, der, wenn er merkt, er ist mit seiner rede alleine (im saal oder wo auch immer), einfach weiterredet, bis jemand, warum auch immer, erscheint. dieser jemand setzt sich erstmal hin, wundert sich auch gar nicht, daß er nichts versteht, denn er ist ja schließlich zu spät. irgendwie ist er aber froh, daß einer überhaupt mit einer rede in dem GROSSEN SAAL da ist, und die einem zudem nicht gleich das gefühl AUFZWINGT (wie in einer schule), verstehen würde heißen, die rede selber fortführen zu können reden – sagt jetzt der problemredner in seiner neurosenhochform (der individualen insistenz) – hieße leben. wer schweigt, ist tot. da erschrickt der hereingeschneite zuhörer. nanu? vielleicht gibt es mich gar nicht. er holt seinen taschenspiegel hervor, kämmt sich wie zur selbstbeschwichtigung die haare, um den augenblick zu überstehen und sich in den jeweils nächsten ad infinitum zu retten. wenn er dann vorm spiegel innehält und aufsieht, spricht er laut aus sich heraus: mein gott, wo ist der redner? niemand in der aula, die die studenten WELT nennen, ist weit und breit zu sehen. da pfeift er erstmal einen internationalen hit, dessen titel er vergessen hat, vor sich hin, vermutlich weil ihn nur noch der kontext eines ALLBEKANNTEN in diesem fatalen gefühl der befremdetheit retten kann. dann erhebt er sich, geht hierhin und dorthin im messenden schritt, merkt mit der vergehenden zeit, daß er dabei ist, den saal mit einer gleichsam körpersprachlich vollzogenen rede auszufüllen. als er die ersten sätze, die da seiner mund-öffnung entweichen, selbst wahrnimmt, denkt er, unglaublich, als ob ich nie etwas anderes gewesen wäre als ein satzproduzent. ich registriere auf der höhe meiner resümierenden kraft eine außerordentliche unternehmerkarriere! zuhörer aus nah und fern strömen in den saal, der die welt bedeutet, keiner wundert sich, daß da einer vor ihnen steht und redet und redet ... keiner würde sich wundern, wenn er in einer schraubenfabrik nichts als schrauben zu sehen bekommt. das denkt er jetzt, der satzfabrikant, wo einem die sätze nur so um die ohren fliegen ...
wer hätte das gedacht? – das ist die frage, mit der wir etwas bedenken, das plötzlich in der berühmt-berüchtigten mitte der gesellschaft angekommen ist. der vermutlich neue ministerpräsident von BW kretschmann ist ein ethiklehrer, das (das?) braucht das ländle. wer hätte das gedacht? ja, aber so (so?) ist das konservativ, das bewahrende element bei den GRÜNEN avanciert — und hat die schwäbisch-bürgerlich-gediegene hausfrau auf den stuttgarter hbf hinausgetrieben, welche vor laufender kamera ihrer nie geahnten exaltierung höchsterschrocken beiwohnen durfte, mußte:
"i kenn mi selber net mehr!"
das radikale und das bürgerliche kommen zusammen wie sagen wir mal faßbinder und pilcherfilm, um ein durchtrieben oberflächliches hausmarkenspiel zu treiben, um mich hinauszubegeben in die untiefste allerweiteste weite, um alte sätze wie die über die überall verludert-gelobte bodenständigkeit (auch unseres neuen landesVATERs) zu streuen wie die birkenpollen, welchjenige derzeit wieder über uns kommen mit ihren allergenen, alle umarmenden liebkosungen. ja, der kretschmann ist ein biologisch-chemisch geschulter katholisch bibelfester ethiklehrer – und ein vom kommunistischen bund westdeutschlands und andereren ideologischen verirrungen geheilter mensch. ja, sackra, und dann kommt jetzt noch ein besonderes happy-end-feeling dazu, nämlich daß der sohn des hans filbinger aus der cdu ausgetreten ist und bei den grünen ein (gegen die eigenen söhne + wider den stuttgart-21-größenwahn alter männer): matthias filbinger mit namen. das ländle kennt sich selber nicht mehr, die schalten jetzt alles ab, was nicht bei 5 auf den heiligen bäumen ist und irgendwann werden die bürgersteige mitten in der nacht heruntergeklappt – in sage und schreibe stuttgart, die hausfrauen wollen hexentänze im mondenlicht aufführen, die steigen rauf und runter
da gab oder gibt es eine bloggerin, die zu einer abschließend resümierenden einsicht gekommen ist, und alle die fragen, die hier aufgeworfen sind und mit dem bloggen als ausdrucksmedium zu tun haben, sind hier im wesentlichen, wie ich finde, berührt, und zwar, wie ich wiederum finde, auf eine sehr schöne art. diese bloggerin schreibt zudem ein sehr schönes deutsch, klar und anmutig. was aber die ganze sache besonders macht, ist die wahrhaftigkeit, die aus so gut wie allen ihren äußerungen spricht. an so einem Sonntag wie diesem, einem frühlingssonntag, der auf eine nicht unangenehme art heruntergedimmt ist durch eine regnerische trübung, finde ich, paßt ein link auf dieses blog ganz gut. dies blog ist zwar nicht mehr aktiv, aber noch offen, als wollte es noch einmal von den tränen zehren, die ihm nachgeweint werden. auch wenn das eine kleine narzißtische schwäche wäre, aber eine sehr menschliche, hege ich eine große sympathie für diese seite
vom zauber des nicht-verstehen + dem großen gefühl, zu unterliegen
das dekorative im ganzen eines kunstwerkes ist nicht das anSCHAUen, sondern das verWEILEn. wenn architektur, wie es gadamer sagt, im errichten von massiven zu zwecken aufgebaut ist, dann kommt aus dem dekorteil die emanzipation, die loslösung von diesen zwecken. du gehst diese treppe hinauf, die doch von ihrem zweck geleitet ist, hältst inne, sie hat dich dorthin geleitet, von wo aus das ganze im detail aufgeht, das erleben seiner selbst in einem viel größeren ganzen; hier hat das erleben des eigenen unterlegenseins als glück ein urbild
hören und sich einstimmen dhonau ist mitte der 70er jahre als ein junger philosophie-student in eine vorlesung gestolpert des schon emeritierten professors gadamer, weltberühmt, wie alle sagten, – über hegel. und er war begeistert davon, nichts zu verstehen von dem, was da dargetan wurde – DARGETAN. ein ganz angemessenes wort. denn so ist es immer gewesen um diesen hochbetagten philosophen, der etwas so weit weg von sich und doch aus sich heraus vorbringen kann. in dieser entferntheit allein durch seine stimme vertrauen und nähe zu schaffen. es geht um ENTfernung, um das beseitigen von ferne durch GEMESSENHEIT. und darum auch hat es den jungen studenten nicht beunruhigt, nichts zu verstehen, denn dieses NICHT-VERSTEHEN, dieser problemzauber war es schließlich gewesen, der ihn hat dieses fach wählen lassen. denn VERSTEHEN bedeutet doch im wortsinn, etwas vom STEHEN zum erliegen zu bringen, also auch, durch verstehen die oberhand zu gewinnen. aber als dieser junge philosphie-student wollte dhonau diesem gefühl, unterlegen zu sein, nachspüren. darum ist er in den ersten jahren von einer veranstaltung zur anderen getorkelt mit einer, sagen wir es ruhig, AUFRECHTEN dummheit, einer aufgerichteten dummheit, die doch als waffe sich als so tauglich erwies in einer sphäre des viel-wissens
denn darum geht es auch in dieser so feinen geisteswelt: arena-qualitäten zu entwickeln, sich mit der eigenen unerfahrenheit unterm arm ins große rund zu begeben, um neben dem großen unterliegen hie und da sich zu beHAUPTen. kopf hoch, sagen wir da, wir wollen vorankommen in der disziplin vom sicheren auftreten bei vollkommener ahnungslosigkeit.
sofort wird Ihnen da das stichwort POLITIKER einfallen. sie frönen doch auch dem volkssport der politikerschelte, einer, wie ich finde, äußerst langweiligen angelegenheit. aber es ist schon insofern nicht richtig, die hochinteressante qualität des sicheren auftretens bei vollkommener ahnungslosigkeit mit den so heruntergemachten politikern zu verbinden, denn diese hier ins auge gefaßte eigenschaft soll besagen, daß wir mit unserer vollkommenen ahnungslosigkeit auch das einschließen wollen, was die fähigkeit meint, sich auf NULL zu stellen, um gleichsam in einer annahmeakrobatik sich zurückzustellen auf den zeitpunkt des eigenen weltbetretens, wir sprechen hier also von einer geburtsphilosophie, während doch alles vom ende, dem resultat her sich bestimmt zeigt, was da und dort fleucht und kreucht. zieldenken, erfolgsdenken, zweckdenken, finalität also ist omnipräsent, während aufbrechendes, initiales, geburts- oder sagen wir es mit einem furchtwort: MATERiales denken, das ganz aus der einbezogenheit, aus der einbundenheit, aus einem größten vertrauen kommt, während also solche disponiertheiten in den patriarchal dominierten halslosen stirnsinnigen stierwelten unter wert gehandelt werden ...
während also so ein im MATERialen schwelgendes vorgehen wegen seiner nähe zum CHAOtischen großen mut verlangt, und auch wieder nicht, suchen die ENTSCHIEDENen geister, die auch gebraucht werden, natürlich, den PUNKT, was immer das auch sei. doch der MATERial gestimmte mensch will alles schmecken und riechen und betasten; sucht aus dem eins mit allem sich herauszuschnuppern, geht mit VOR-sicht ans und durchs werk hindurch, beinahe so, als wäre es möglich, drin zu sein und zugleich draußen, wenn Sie wissen was hier gemeint ist, wir jedenfalls wissen es nicht, wir laufen hinter unseren worten her und wundern uns selber, was da alles aus uns heraus und über uns gekommen ist ...
übrigens spricht hier gadamer das dekorative in der kunst an, das in der moderne geradezu als gegensatz zu kunst gehandelt wird. natürlich nicht ganz zu unrecht. gadamer aber sieht das dekorative aus der architektur kommend, aus der heraus sich ja die kunst herausgelöst hat. in diesem ihren ursprung ist für ihn das dekorative das verweilen, das beihergehende genommen sein durch dekor