dhonau: mit heruntergezogenen socken


Dienstag, 12. Mai 2009


der limonadenkopf


schon der titel war klasse, dachte albian, als er das buch in den händen hielt vom langen abschied.
der ton, in dem es voranschritt, ein genuß. "Die Jefferson Street ist eine stille Straße in Providence. Sie führt um die Geschäftsviertel herum und mündet erst im Süden der Stadt, wo sie inzwischen Norwich Street heißt, in die Ausfahrtsstraße nach New York. Hier und dort erweitert sich die Jefferson Street zu kleinen Plätzen, an denen Buchen und Ahornbäume stehen. An einem dieser Plätze, dem Wayland Sqaure, liegt ein größeres Gebäude im Stil englischer Landhäuser, das Hotel WAYLAND MANOR.
Als ich Ende April dort ankam, nahm der Portier zugleich mit dem Schlüssel einen Brief aus dem Schlüsselfach und übergab mir beides. Noch vor dem offenen Lift, in dem schon der Liftführer wartete, riß ich den Umschlag auf, der im übrigen kaum zugeklebt war. Der Brief war kurz und lautete: »Ich bin in New York. Bitte such mich nicht, es wäre nicht schön mich zu finden.«"

ich legte das buch beiseite. das war vor ca. 25 jahren. jetzt, nach der langen zeit, fiel es mir wieder in die hände. ich hatte es nicht weitergelesen, bis auf den heutigen tag. warum, weiß ich nicht. gut, der handke, von dem das buch "Der kurze Brief vom langen Abschied" stammt, war immer schon ein ambivalenter fall für mich gewesen. aber es konnte doch nicht nur daran liegen, daß der achternbusch den handke, der sein laudator des petrarca-preises gewesen war, den er erst erhalten und dann aus irgendeinem grund wieder zurückgegeben hatte, einen LIMONADEN-KOPF geheißen hatte. nachdem er, der achternbusch, in seiner rede, die doch eine dankesrede für den verliehenen preis sein sollte, gegen einen der juroren, nämlich den cheftheoretiker bazon brock, andauernd refrainartig den satz entgegenschleuderte: "bazi, was sollen wir denken?"
ich dachte damals, jawohl, das ist der handke, ein LIMO-HEINI der sonderklasse. nicht nur, daß er oberliterarische, kunstsinnigste bücher mit oberliterarischen titeln in die links-politisch schon ziemlich erschöpfte links-feuilletonistische intellektuelle brd hineinschmuggelte, nein, er war auch noch obendrein «dieser andere mann», nach dem die welt geschrien hatte, eben ein LIMO-KOPF. das waren jedenfalls die worte des herbert achternbusch, des BIERKÄMPFERS, des aus tausend gekränkten kleinbürgerseelen hervorgegangene wilderers, den ein schicksal zum schriftstellerkünstler und filmterroristen hat werden lassen.



dhonau, 22:52h
=zeit war`s

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