dhonau: mit heruntergezogenen socken


Montag, 21. Februar 2011


(hvs-66)
am unterscheidungsrand
vom allgemein alltäglichen
(gesellschaftlicher vereinbarung, dem konventionellen)
zum abweichend individuellen

eine epikureische geschichte


für die hartelinie

es war an einem schönen zappendusterdonnerstag, herr v. u. z. scheußenbach langweilte sich gar nicht wenig, saß da, vor, neben oder in seinem teller, und rang um eine träne, preßte und preßte, bis ihm endlich ein dicker tropfen zwischen die beine klackste. solche dinge tat er, wenn er mit sich alleine war.
mein gott, dachte er, es ist als hätte ich meine höchsteigene nummer gewählt, schon klingelt es am anderen ende der langen leitung.
ist das lustig, höre ich mich sagen. aber so als würden mich die worte, die mir da entkommen und doch an mich selber gerichtet sind, hinter sich herziehen. worte, die schon lange nicht mehr im gebrauch waren (brachland). manche, die ich nur aus der ferne zu kennen (strangeland) schien, nie benutzt hatte. so wie "krümel" zum beispiel. seltsam. KRÜMEL. immer wieder sprach ich es laut vor mich hin. es klang mit der zeit immer ekliger. immer hohler, es tat mir richtig weh im resonanzkörper. krü-mel, krü-mel, krü-melll
scheiße, dachte ich, scheiße, totale scheiße. ich war von den socken, endlich wußte ich, daß ich nichts, also beinahe das NICHTS (in einer rudimentären form des prädizierens – oi!!) (aus)sagen KONNTE (also dazu beFÄHIGT war), nicht, wie es etwa von UNFÄHIGEN politikern gesagt wird, daß sie redeten, ohne etwas zu sagen. so ein allgemeines gequatsche der LEUTE halt, wenn sie über diese kaste herziehen.
nein, ich konnte so ein wort, irgendeines hinstellen und durch bloßen gebrauch implodieren lassen. mein gott, war mir schlecht, es war als würden sich mein hirn, von zelle zu zelle, mit sich selber unterhalten, und mit nur diesem einen ziel, nämlich MICH unbeteiligt zurückzulassen.
krank, absolut krank, dachte ich, und beschwor mein zwerchfell, ruhe zu geben. vergeblich. ich versank regelrecht in einem mich umwölkenden donnerkrachenden lachen.
seit ewigen zeiten meide ich meine gesellschaft. halte mich zurück. oder gehe mir aus dem weg. ja. aber. kommt mir wieder so ein freilaufendes opfer unter, so ein schwach eingehegtes, von allzuvielem gebrauch verschontes wörtlein, dann gebe ich das kommando und packe es beim SCHOPFE (in diesem altem "e"-dativ), setze es aus in einem unerprobten zusammenhang mit quasi herumstehenden anderen wörtern.
man könnte dieses verfahren die neurotisierung des normierten gebrauchs nennen. ein verflüssigungsverfahren, das hier unserem mit-blogger hartelinie gewidmet ist.




dhonau, 20:37h
=zeit war`s

herr von scheussenbach   938

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ach, was sehe ich denn da. die translatte is mal wieder überm (nicht übern) berg. und ich habs garnicht gemerkt. das is aber nett. ein gewidmetes verflüssigungsverfahren. das is schön. eine träne weicht den kümmerling auf, erst wie ein gummibärchen in wasser, dann wie buttersäure eine menschenmenge. wer war denn gleich der grieche, der alles in allem sah ... und das gesamte universum in einer träne. Eine einzige träne, die ES herauskatapultiert. merci und wohlan.

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So ne Scheiße,
dacht ich mir, da steht doch die Tür offen in der Dhonau-Werkstatt. Mal sehen was die so machen, diese Teilchenakrobaten. Und Tatsache, da wummert die Kacke auch schon über die Türschwelle. Toll. Und gleich rein mit der Spürnase in Gefilde, wo die Sprache noch einen Geruch hat.

Ja, Scheiße. Ist doch schön, wenn man beim Fluchen gleichzeitig schon seinen eigenen Namen andeutet. Muss ein grossartiges Gefühl sein, von der Wortknechtschaft befreit zu sein, sich mal nicht dem Wort hinzugäben (denn im Endeffekt tut man's ja dann doch nicht) - also immer schön mit dem quergelegtem Doppelpunkt drauf: KÖNNTE/beFÄHIGT wäre.

Bleibt aber fräglich, ob sich diese Individualisierung des Wortes auch ausserhalb von Brach- oder Strangeland entwickeln läßt. Sich einfach mal eine von diesen Buchstabenverdickungen rauspicken, zur Brust nehmen und kräftig mit dem Zwerchfell anrühren. In Schwingung versetzen, hin und her, in Rotation mit Rundherum. Gequirlte Scheiße mit Körpereinsatz.
Wie ich das verstehe, haben Sie Ihren eigenen Körper zum Teilchenbeschleuniger umgebaut. Und Bumm Bäng entwickeln sich da ganz neuartige Isotopen.

Sie sprechen ja hierbei von der Neurotisierung der Norm durch Verflüssigung, was mich sofort an zu viel Bier denken läßt, einen BierÜBERfluss, eine Störung im Abklingbecken, ein Übergeben an oder Staffellauf mit sich selbst. Das Wort weiter(an)gereich(er)t, vollgepumpt bis sie platzt, die Wortblase mit Schopf.

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