| so war doch jetzt und allerorten bis zum überdruß von depression aus dem nämlichen anlaß die rede. auch hier auf der DHONAU-seite war das nicht zu umgehen. die relevanz des sich aufdrängenden themas ergibt sich aus den nicht allein aus der selbsttötung robert enkes zu erklärenden trauerexzessen in unserer gesellschaft. hier formuliert sich ganz offensichtlich ein kollektiv-gesellschaftliches bedürfnis. heute soll aber nur indirekt von depression gehandelt sein, und die sprache, deren sich dhonau hier befleißigt, führt schon dorthin, wo ein ganz gegensätzlicher affekt so tiefgreifend veranschlagt ist, daß der titel sprichwörtlich geworden ist: DAS PRINZIP HOFFNUNG von ERNST BLOCH, einem ganz und gar aus der mode gekommenen philosophen, der im stile auch eines großen märchenerzählers durch die geistes- und kulturgeschichte dem phänomen der hoffnung, vor allem auch in seinen politischen implikationen, sammelnd(=[auf]lesend)-deutend auf die spur gegangen war. hoffnung ist für ihn eine ganz und gar vitale und vitalisierende, aktive und akitivierende kategorie, die gelehrt und geübt sein will. hoffnung zielt ins zukünftig-offene – und da ist es sogleich evident, daß in dieser hinsicht die angst (vor dem zukünftig-offenen) eine konkurrentin ist. hoffnung ist für bloch nur im spiel zu halten, wenn sie genährt wird – durch arbeit, in der wurzelung realer umstände. lebensangst, so meint bloch, kann nur durch arbeit ausbalanziert werden, arbeit, so ergänze ich, die auch arbeit an sich selber zu sein hat. hoffnung wächst nur, wenn wir uns weiten können in der auseinandersetzung und dem zusammenleben mit anderen. hoffnung kann nicht anhalten, wenn du allein deinen arsch retten willst, du kannst nicht umhin, eine überindividuelle – riskieren wir den hohen ton: – GROSSE LIEBE auf die eine oder andere für dich zu suchen. obwohl ernst bloch ein marxist war, den der real-existierende sozialismus der DDR aussondern mußte, war er ein philosoph, der sich mit den religionen beschäftigte und der dem "subjektiven faktor" mensch in der politik eine sprache geben wollte. hoffnung ist für bloch ein affekt, der weit über seine umgangssprachlichen konnotationen hinaus grundlegend für den menschen ist, insbesondere auch in überindividuell-politischen zusammenhängen. ohne diesen affekt gibt es den menschen gar nicht. dieser affekt korrespondiert mit dem neuen, auch mit sich verändernden umständen, mit antizipation, mit – wie bloch es nennt – dem NOCH-NICHT-BEWUSSTEN, einer kategorie, um die bloch den psychischen apparat freuds (ich, über-ich, es) erweitert haben wollte. er sah in den klassisch psychoanalytischen begrifflichkeiten nur real-rückwärtsgewandte repräsentanzen. solche, die erklären können, warum ein mensch sich im gewohnten, im schon erhellten, im verstandenen zurechtfindet. warum er aber auch in heraufziehenden nebeln des zukünftigen, des unerforschten, des noch nicht-verstandenen antworten finden kann, kreativ-intuitiv im noch-nicht-begriffenen raum hindurchfinden kann (unter schwer zu beschreibenden umständen, das kann ein freud nicht erklären. bloch war ein weiter entwickelter freudianer, ein durch theologie und philosophie geschulter marxist, der vom traum der großen revolution nicht lassen konnte. einer der großen jüdisch-deutschen intellektuellen des letzten jahrhunderts. ein großer spekulativer geist – und das ist es, was sich ja im begriff der spekulation versammelt: das schauen und das denken ...
wer das dhonau-blog liest und anschaut, wird da und dort entdecken können, worum es hier auch geht: um die aufhebung des gegensatzes von ernst und spiel, um ein denken, das nicht mit ergebnissen aus sich herauskommt, sondern mit (im gelungenen fall) neuen fragen; ein denken, das sich noch selbst überraschen kann und nicht alles nur in den griff bekommen will (kontrollsucht). es geht auch um ein menschsein, das im großen unterliegt und zugleich eingebettet ist: um ein vertrauen in sich selber, das nicht auf die besseren bedingungen wartet, das in der eigenen querstellung (oder: ungenügendheit; oder: unpassendheit) zum allgemein-vereinbarten die anarchische kraft des lebens erkennen kann
hoppela, jetzt soll es aber genug sein mit der hohen tonlage, die führt in die überanstrengung. herunterkommen heißt es: der alltag ruft! | |