dhonau: mit heruntergezogenen socken


Dienstag, 1. Februar 2011


(hvs-64)
(1) — übung wiederholung alltag

immer das gleiche
du mußt ins kloster
wenn du das verstehen lernen willst


herr v. u. zu scheußenbach geht gern spazieren zum beispiel in einer zeitschriftenlandschaft. Sie glauben gar nicht, meine damischen herren, was es da alles zu bestaunen gibt. heute, am dienstamvolkstag, stieß der freie herr aus einstmals erniedrigten schichten auf ein monasterisches blatt. da hielt er inne, denn das war es, was ihn schon immer am thema interessiert hatte, diese bereitschaft, in der welt sich derart abzuschließen, als gäbe es eine schlüssige methode, sich aus ihr zu lebzeiten schon für lebenslang zu verabschieden. ja, diese umständliche, keine umstände scheuende erklärung, meint das klaustrophile leben im kloster. was unseren herrn von scheußenbach insbesondere interessiert, ist der begriff der regula (siehe zum beispiel die regula benedicti).

wir kennen regel als ausdruck für die weibliche monatsblutung. das, was jeden monat wiederkehrt. damit sind wir schon, sagt der meister kommunikativer diabolik, bei einem grundlegenden begriff des lebens. das zu befruchtende ei "wartet" auf den impuls, der das leben wiederholt. diese übertragung sichert die erhaltung der gattung.

die regeln, die sich jede gemeinschaft (explizit oder implizit) gibt, betrifft das alltägliche zusammenleben der einzelnen.

da kommt dem freiherrn ein bitterer lacher auf. denn einst hatte er einer dame seines begehrens ins ohr geflüstert, mit ihr das alltägliche leben teilen zu wollen. er hatte zu ihr in warmen, einfühlsamen worten gesprochen, wie schön es doch sein muß, tag für tag gemeinsam auf dem ehelichen sofa zu sitzen und sich der television hinzugeben. natürlich wollte er der armen einen schrecken einjagen, wußte er doch, daß sie aus der fraktion der antibürger stammt, die sich das ideal auf die fahne geheftet haben, kein tag solle wie der andere sein. wenn die sogenannte routine, das karussell des immergleichen täglichen tuns, das leben auf sparflamme bringe, dann gibt's nur eines: auf und davon.

aber das principium des lebens ist wiederholung: zellteilung, atmung, herzschlag, frühling-sommer-herbst-winter, erddrehung, geburt-tod, etc.

und so ist auch der begriff der regel in seiner allgemeinen geltung höchst ambivalent. die regel ist das ausformulierte muster, das zur nachahmung, wiederholung dient. zugleich wird ein allzu offensichtlich nach solchen regeln geführtes leben als anti-leben angesehen. dennoch kommen wir um gewisse regeln nicht herum. eben alles, was schon von natur zyklisch ist. und im begriff des zyklus als dem stärksten bild des wiederkehrenden: der kreis. das, was kreislauf ist, etwa blutkreislauf, der kreislauf der jahreszeiten, wasserkreislauf, ist mehr oder weniger nahe am prinzip des lebens.

auch wenn wir von der mühle des lebens sprechen ist der aspekt des immerwiederkehrenden angesprochen.

der freiherr von scheußenbach lacht auf, da er in die runde seiner flüchtigen zuhörer schaut


dhonau, 16:34h
=zeit war`s

herr von scheussenbach   387

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Das Leben, biologisch betrachtet, ist genau dieses: ein endloser Kreislauf von immer desselben. Und auch der Alltag ist genau dieses: immer dasselbe. Und das ist, denke ich, auch gut so, denn sonst gäbe es keine Ausnahme von der Regel mehr. "Mach mal Urlaub!", ist so eine Ausnahme und wie soll man denn, bitte schön, seinen Urlaub geniessen, wenn er keine Ausnahme, sondern Regel ist? Dann wäre es ja kein Urlaub mehr, oder? :-)

Andererseits empfindet der Durchschnittsmensch einen anderes gearteten, turbulenten Tag als anstrengend, erschöpfend. "Bah, war das heute ein Tag!", sagt der Vater, der Ernährer der demütig anbetenden Familie, am Abend. Kein normaler, geregelter Tag, sondern ein ganz anderer und deshalb anstrengender.

(Leben, Nichtleben, wer will das denn beurteilen, ausser derjenige selbst. Jeder lebt, so gut er kann, so geregelt oder ungeregelt er mag. Eine Beurteilung von aussen kann gar nicht stattfinden, wenn der Beurteilende ausserhalb dieser Regeln steht)

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jaja, ...
stimmt schon. aber urlaub ist ein gefährliches thema, auch und gerade unter dem aspekt GENIESSEN. was heißt das denn, etwas geniessen? es ist so, als wollte man etwas tun mit dem, wenn's geht, höchsten faktor des dabeiseins (was einem minimalen abstand zum eigenen tun entspräche), und zugleich mit einen abstand, der eben die genießende betrachtung ermöglicht. das ist ein sehr paradoxes unterfangen. tatsächlich sind urlaub und weihnachten wie alle ausgewiesenen erholungstermine katastrophenträchtig. oder denken wir an andere feste wie parties. urlaub ist selber wiederholung des turnusgemäßen erholens. viele fahren seit zig jahren immer an den wolfgangsee und erholen sich vielleicht tatsächlich, vielleicht gerade deswegen, weil sie die wiederholung nicht scheuen, weil sie mit einer gewissen profanen heroik mit dem alltag leben (und nicht gegen ihn). ich glaube, hier treffen wir uns. oder?

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