die barbaren, das waren bei den alten griechen diejenigen, die (das ist der lautmalerische anklang der wortbedeutung) unverständlich redeten und die sich also fremd anhörten. auf diese weise, das ist wie beim wort ausländer heute, sind erst mal alle, die nicht einheimisch sprechen, in einem topf. wir würden (in anderen zusammenhängen sagen können: die (kauder)welsch sprechen. aus diesem phänomen des aus der perspektive einer vorherrschenden kultur (der römer) barbarisch fremden sind die germanen (und diese ihre bezeichnung) hervorgegangen. das waren zunächst auch nur die (auch sehr verschiedenen) stämme jenseits des limes (des römischen schutzwalls), die in für sie unzugänglichen regionen, sagen wir hinter sumpfwäldern, hausten, die nicht besetzt werden und auch anders nicht oder nicht so ohne weiteres in ihre "leit- oder führungskultur" eingeliedert werden konnten, daher blieben sie trotz der tatsache, daß sie einzelne stämme und stammesführer für ihren militärischen apparat dienstbar machen konnten, immer unrömisch, in ihren augen unzivilisert. aber wie immer haben die menschen vor allem vor denjenigen, die sich ihnen selbst gegenüber als resistent erweisen, auch gehörigen respekt.
so leitet sich daraus auch ab, daß, wer sich bei aller bereitschaft, sich in sublimere formen des zusammenlebens einzuüben, sich seines "barbarischen" ursprungs erinnert, noch mehr, der sich in einer wie auch immer bejahenden weise auf sein herkommen beziehen kann, ohne dorthin zurückzuwollen, der wird zu einem tragfähigen und belastbaren sozialen selbstbewusstsein kommen können. der ursprung des germanischen, im weiteren des deutschen liegt also, könnte man pointiert sagen, auch in der "paranoia" der weltmacht roms, aus deren perspektive alle jenseits des limes GERMANEN waren – eine komplexitätsreduktion, eine vereinfachung, ein kampfbegriff. zu jeder identitätsbildung gehört offenbar ein externer blick. das, als was du giltst, als was du angeschaut wirst, gehört zwangsläufig in den prozess jeder (sozialen) identitätsbildung. nur wenn wir das verstehen, können wir offensiv mit den gesellschaftlich bedingten kränkungen, mit unseren sozialkomplexen in unserem "vorindividuellen gepäck" umgehen. du bist auch das, was andere in dir sehen, das gehört auch in deinen einfluß- und geltungsbereich, auch; gerade wer sich dadurch nicht festlegen lassen will, muß das vor sich selber, paradoxerweise, anerkennen, meint dhonau
die kommentare:
nalu, 6. Feb 2010, 22:51 und daher mögen die menschen ihre masken ja so sehr, von denen sie wissen, dass diese gesehen werden, denn die sehen ja immer gleich aus, von außen, von innen, da passiert ja nix, da gibts kaum überraschungen, wie fein, und das macht dann den idioten aus, und den star, der die masken schneller wechselt als man sehen kann, oder sie verliert und neue findet, bis man sich fragt, was ist das eigentlich, eine maske, und was ist darunter, oder natürlich: davor
dhonau, 7. Feb 2010, 00:06
und die bedeutung von persona ist ja maske, nicht wahr.
tomm tiefer, 7. Feb 2010, 00:10
ach was?
dhonau, 7. Feb 2010, 00:15
yes!
tomm tiefer, 7. Feb 2010, 00:22
krass
dhonau, 7. Feb 2010, 08:39
ja, ...
weil dadurch der "zwiebelaspekt" (von menschlicher persönlichkeit) klar wird, der besagt, daß ein mensch, wenn er aller verkleidung/maskierung entledigt ist, nicht der echte, sondern ein geschichtsloses u. gesichtsloses etwas, ein gar nichts, dabei herauskommt.
die art, wie ein mensch sich zeigt und versteckt (hält) – das ist persona.
auch der fasching/ die faßnacht/ der karneval gibt den menschen ja die möglichkeit, verborgene bzw. versteckte bzw. geheimgehaltene bzw. unterdrückte, nicht gesellschaftsfähige aspekte der eigenen persönlichkeit zu leben bzw. zu verraten.
der mensch ist das sich schämende (des sich seiner blöße bewußte) wesen, das in der sozialen wirklichkeit (in der sphäre von mit-, neben- und gegeneinander) lernt, sich bedeckt zu halten, strategisch zu operieren, usw.
das wird zwar oft kritisch betrachtet. wer das aber gar nicht tut, wirkt distanzlos, schutzlos, tölpelhaft, IDIOTISCH
all diese aspekte, glaube ich, verdeutlichen den semantischen zusammenhang der ursprungsbedeutung von MASKE mit dem heutigen gebrauch von PERSON
wie kommt jetzt das roche-thema hierher? – von und zu, wahrscheinlich!
völlig überflüssig, sich irgendwo, außer vielleicht in inbegrifflichen halböffentlichkeiten, als leser charlottens zu outen, nein, doch, soweit ist herr von und zu noch nicht, wie er sagt, er muß erst noch ein seminar belegen in einer halbuniversität, wo blaues licht in den hörsaal dimmert, um sich, sagen wir mal auf VORDERMANN zu bringen (um eine sattsam aus dem rennen gekommene wendung ihrer schließlichen bestimmung zuzuführen). he, schreit, der prekäre edelstudent von der kanzel herunter, nachdem der professore sich außerstand erklärt hat, das mikrofon zu lutschen, he, ihr laffen, schreit er zu den halbnackten im auditorium, von jetzt an gilt, alles, was geschieht, wird SEX heißen. denn, wie unsere göttin charlotte verkündet hat, ist dies die einzige möglichkeit, DAS ALLES auszuhalten, wenn es nämlich unter diesem titel segelt — über das weite endlose meer alles seins
wie kommt jetzt das roche-thema hierher? – von und zu, wahrscheinlich!
völlig überflüssig, sich irgendwo, außer vielleicht in inbegrifflichen halböffentlichkeiten, als leser charlottens zu outen, nein, doch, soweit ist herr von und zu noch nicht, wie er sagt, er muß erst noch ein seminar belegen in einer halbuniversität, wo blaues licht in den hörsaal dimmert, um sich, sagen wir mal auf VORDERMANN zu bringen (um eine sattsam aus dem rennen gekommene wendung ihrer schließlichen bestimmung zuzuführen). he, schreit, der prekäre edelstudent von der kanzel herunter, nachdem der professore sich außerstand erklärt hat, das mikrofon zu lutschen, he, ihr laffen, schreit er zu den halbnackten im auditorium, von jetzt an gilt, alles, was geschieht, wird SEX heißen. denn, wie unsere göttin charlotte verkündet hat, ist dies die einzige möglichkeit, DAS ALLES auszuhalten, wenn es nämlich unter diesem titel segelt — über das weite endlose meer alles seins
sex und macht. das ist ein dauerthema, ein thema schlechthin und — SCHLICHTWEG.
um dieses schlichtweg geht der kommentar auf der titelseite der heutigen FAZ, der „Schlichtweg Politik“ überschrieben ist.
auch die Sächsische Zeitung online (sachsen im netz!) hat einen artikel unter dem titel „Schlichtweg Liebe“ im angebot.
es geht um die erklärung von CHRISTIAN VON BOETTICHER, dem landes- und fraktionschef sowie spitzenkandidat für die landtagswahl (2012), bei seiner 2010 begonnenen liaison mit einer damals noch 16jährigen habe es sich „schlichtweg“ um liebe gehandelt.
während boetticher mit den tränen kämpft, krümmt sich seine angeschlagene partei, die nord-CDU, vor schmerzen. natürlich will sie nicht explizit aufs moralische glatteis, aber mit solch einer geschichte mache sich ein politiker erpressbar, wie der reuige sünder einräumt. aber, kann denn liebe sünde sein, fragen wir mit volksklugen der schlagerweisheit? nachdem nun schon schwule und frauen nicht nur formal zugelassen sind für entscheidungsträchtige ämter, sondern, wie eingeschüchterte männer mittlerweile hinter vorgehaltener hand in umlauf bringen, bald in vorzugsstellung und quotenvorteil sein werden, müsste es doch auch für die wettbewerbenden politiker zum sympathiebonus gereichen, wenn sie nachweislich überhaupt noch zur liebe fähig sind. und wenn diese liebe einer 16jährigen gilt und am äußersten rand gesellschaftlicher akzeptanz segelt, dann ... ja, gerade dann war es möglicherweise ein fehler herrn von boettichers, sich von dieser liebe losgesagt zu haben und im gewand des reuigen sünders vor die kamera zu treten. er hätte vielmehr SCHLICHTWEG und SCHLECHTHIN die LIEBE als solche hochhalten sollen, zu seiner freundin stehen und sich vor der bundesdeutschen öffentlichtkeit erheben sollen: „ich trete zurück, aber meine liebe bleibt, basta!“
im kommentar der FAZ heißt es weiter: „Denn was ein Politiker tut und lässt, ist schlichtweg Politik. Es ist nicht richtig zu glauben, das Private müsse davon aber ausgeschlossen werden.“
ja, und so gesehen wäre dieses vorgeschlagene trotzige statement auch eine politische aussage zum thema (LIEBE ÜBER ALLES, ALLES IN DER WELT!) gewesen.
natürlich stellt sich nach den vielen säuen, die in jüngerer zeit durchs dorf, über stock und stein und die lande getrieben wurden, die frage, ob nicht erst die macht des karriere-mannes ihn nicht erst dorthin gebracht hat, wo ihm scheinbar alle wünsche offen stehen oder wo sich ihm zumindest dieser eindruck mächtig aufgedrängt hat?
der autor des kommentars, JASPER VON ALTENBOCKUM, findet, daß angesichts des schweigens zur ODENWALDSCHULE, dem fortschrittlich pädagogischen, bürgerlich liberalen sündenpfuhl schlechthin wie schlichtweg, die gegenerparteien nicht die moralapostel spielen könnten.
solange von politikern verlangt wird, daß sie dem rest der bevölkerung moralisch über zu sein hätten, wo doch jeder der meinung ist, daß sie doch tatsächlich eher „unter“ sind, wird das bundesdeutsche rücktrittstheater, denken wir nur an die heilige sünderin käßmann, mit seinen trostlosen aufführungen zur öffentlichen langweile beitragen.
und damit sind wir beim vielleicht noch größeren thema: der VON SICH SELBST GELANGWEILTEN medienwelt, die nach dem bruce darnell-leitmotto DRAMA DRAMA DRAMA wahrscheinlich das systemisch ausbalanzierende gegengift der langeweile im niedrigen bereich der relevanz-skala brauchen. also nicht die sau, die durch die sprichwörtlichen dörfer gehetzt werden muß, sondern ein anderes noch zu findendes tier, das uns zum ausgleich in die wohnzimmer gähnt, um die medialen aufgeregtheiten ein wenig auszubalanzieren, nicht wahr?
apropos: das schlichtweg, um das sich der FAZ-kommentar rankt, steht doch wohl für ein prädikat für eine sache, die einfach durch sich selbst ihre behauptungskraft gewinnt, also keiner weiteren erläuterungen bedarf: wir wiederholen mit dieser einsicht im rücken:
SCHLICHTWEG LIEBE
das, äh, nein, die, meine herrischen damen und damischen herren, wünschen wir Ihnen
jeder mensch, der ein bißchen verstand, der ein halbwegs entwickeltes gefühl für sich und andere hat, hat auch eine ahnung davon, daß er nicht bei NULL begonnen hat. der weiß auch, daß ihm schon "texte" eingeschrieben waren, bevor der hahn gekräht hat am tage seiner geburt. dieser text vor dem text — könnte man sagen, ist TRAUMTEXT(UR)
es geht also auch um ein gefühl dafür, daß die heilige individualität unserer tage nicht das letzte wort ist, mit dem die welt dahingeht.
es geht darum, sich hinreichend stark zu machen, für dinge, die nicht auf das eigene leben beschränkt sind
sachliche notizen zur rückgewinnung des traum-zaubers im (wechselwirkungs)system [entziehen/abstoßen vs. überlassen/anziehen] sind emotionen regulative (auch: streuend wirkende) bestandteile
was ist emotion? was sind gefühle? was ist liebe?
mörderfragen.
nein, das wäre zu flapsig. (und doch doch ...) also weiter im takt: was ist traum? darum gings im vorigen eintrag, Sie werden sich erinnern. da wurde das thema wider den esoterischen strich gebürstet. aber, was heißt esoterisch im unterschied zu wissenschaftlich? ist diese frage nicht ähnlich gelagert wie das problem der unterscheidung zwischen religion und sekte? perhappy (uihh!!) sekten, könnte man sagen, sind diejenigen, welche im behauptungskampf nicht zur hinreichend großen durchsetzung gelangt sind (looser) — im gegensatz zu den allgemein als solche anerkannten religionen (winner). trohotzdem muß daraus öberhaupt nicht gefoltert werden, daß es nichts brächte, bei ihnen sehenden auges zu verweilen gerade im verlierer (=der das nachsehen habende) kann der sieger (=der plötzlich mit sich und seinen applaudeuren allein seiende) vielleicht aus-tarieren, was von ihm selber mit dem looser dahingegangen sein mag so sehen wir zum beispiel auch im kommentar von SEELENHEIL einen reflex auf diese dhonausche sachlich verküpfte TRAUM-ausarbeitung, was wohl dahinzugehen droht bei derartigen sachlich-systemischen entzauberungen so hoch gehandelter begriffe wie traum. (nämlich, wer hätte es gedacht: der zauber) denken wir an das bekannte hölderlin-diktum: "Ein Gott ist der Mensch, wenn er träumt, ein Bettler, wenn er nachdenkt." da haben wir ein klassisches beispiel vom zauber des traums, um den viele menschen sich schnell betrogen fühlen, wenn wir ihn einer sprache ausliefern wie etwa dem "pc-datenprozessor"-paradigma. und doch finde ich, scheint das diesesfalls nur so zu sein, denn in wahrheit hilft diese transformation in diese unsere zeit nur, dem zauber eine neue unterfütterung zu geben. denn eines lohnt sich zu begreifen: zauber — das ist ein ausdruck des systemischen überschusses, welcher in allen phänomenen des lebens bei allen erkenntnissen immer wieder das unerklärliche uns alle berührende vor uns zur erneuten erscheinung bringt.
einer wolke, der wir das ungefähre ihrer konturen nehmen möchten, indem wir ihr immer näher kommen, um sie in noch größerer genauigkeit zu vergattern, um schließlich irgendwann zu bemerken, daß wir sie gar nicht mehr vor uns haben, sondern schon in ihre wolkigkeit involviert sind und gar nichts sagen können als eben nur wolkiges ...