o-kay, aber kaum die aufmerksamkeit auf dieses okay-Phänomen gelenkt, will es mir nicht aus dem kopf, dies wort meist mit der nachdrücklichen bis leicht gedehnten betonung auf der zweiten silbe gesprochen; es ist der star in einer ungeschriebenen bestsellerliste, eingekauft zum nulltarif — ein überaus starker beleg für eine gesellschaft, die POSITIVITÄT als wert feiert (und dagegen zugleich von müll- und entsorgungsproblemen auf allen ebenen erdrückt zu werden droht). — aber nein, feiert,
stimmt nicht, positiv, das heißt, niemanden zu belästigen mit irgendwas ... äh ... und dieses POSITIVE THINKING ist ... äh ... irgendwie o-kay, so weit, so gut. o-kay. o-kay soll heißen: habe verstanden, klar, mach ich, klar, ist angekommen, ich stelle mich den anforderungen, ich höre. o-kay soll das gegenteil von vermeidung signalisieren, ich bin ganz auf empfang, ich bin, o-kay, im stand-by-modus, betriebsbereit ... während aber doch die berichte über, hört!, psychokrankheiten genau das gegenteil signalisieren: burn-out, angststörungen, manische depressionen grassieren in der gesellschaft der wettbewerbsbereiten teilnehmer. das aber sind alles stand-by-störungen die sog. vermeidungsverhalten oder deaktivierung im gefolge haben. das ist sozusagen systemisch hergestellte NEGATIVITÄT bei menschen, die für ihre negativen affekte sozusagen ein nicht ausdrückliches, aber dafür umso wirksameres ausdrucksverbot haben. affekte, die eine überforderungskulisse konterkarierten, wenn sie denn AUCH gestalt gewinnen dürften. aber, nein. o-kay. scheiß drauf, sagt da unser MOTIVATIONSMINISTER der geheimsten aller schattenregierungen: herr freiherr von und zu scheußenbach. der freiherr geht oft im haus herum und singt vor sich hin: o-kay, o-kaiiiiiiaiiiaiiii. er ist ein richtiges o-kay-biest geworden
ps: natürlich hat dies o-kay auch einen überaus gesunden aspekt der möglichkeit nach, insofern diese allgemeinste art von zustimmung gewissermaßen auf-durchzug-gestellt-sein bedeuten kann.
oh, oh oh, es ist etwas in allem, was gesagt, geschrieben ist, das uns AUS EINER MIKROWELT HERAUS anschreit, das grell ist, überall hervorbricht:
nein, der mensch ist nicht erbärmlich, aber auch.
es sind die ideale, die nicht erbärmlich sind, aber auch, vor allem wenn sie dafür da sind, uns klein, kleiner zu machen, am kleinsten; und diese ideale haben ihren sinn, natürlich, aber für erwachsene menschen, die das leben annehmen, auch als kampf, taugen die ideale irgendwann nicht mehr so recht, mit sich selbst und seinen mitmenschen zurecht zu kommen.
die ideale, mit denen wir gerne unsere mitmenschen traktieren, um sie in ihrer oft schwindelerregenden erbarmungswürdigkeit (und auch: erbärmlichkeit!) herabzusetzen, sind oft versteckte wettbewerbsinstrumente, also genau das gegenteil dessen, was sie eigentlich sein sollen.
der wettbewerb ums überleben aber wird nie und nimmer auszuschalten sein
liebe lässt sich auch verstehen als teil des überlebenskampfes; aber auch innerhalb einer beziehung gilt es, zu überleben, sich leben zu lassen. wer das versteht, wird den anderen nicht in seine ideale vergattern, in denen er oder sie keine chance hat zu bestehen. der kampf ums überleben hört auch gerade dann nicht auf, wenn wir uns einander diese nähe gestatten, wenn wir unseren schutz aufgeben, den wir auch brauchen, selbst und gerade in einer sehr engen beziehung.
verzichte nicht auf list, wehrhaftigkeit, kampfbereitschaft, phantasie, nur weil ein mensch in (liebes- oder andere) nähe zu dir gekommen ist; der respekt vor einem menschen insbesondere auch und vor allem in "nähebeziehungen" erfordert es, grenzen zu kommunizieren, und nicht zu signalisieren, in den "armen der liebe" zu verschwinden. das heißt: zeige dich, gib dich zu erkennen, schlucke nicht eine halbe ewigkeit lang. jeder bringt wunden mit, die aus irgendwelchen vergangenen nähen kommen, und wenn diese nähe sich wieder herstellt, dann wird der andere, der liebende, nicht nur zum lieben gebraucht, auch alter nähefrust sucht neue adressen.
jede frau, wenn sie mutter wird und im einverständnis mit ihrem muttersein lebt, ist eine stolze inhaberin des schöpferischen naturgeschehens, das wir immer nur als wunder verstehen können. wer eine derart beschriebene mutter einmal mit staunfähigen augen betrachtet hat, wird nichts anderes erleben: das biokraftwerk schlechthin.
wenn freud vom penisneid spricht, könnten frauen dem geistreichen patriarchen mit männlichem gebärneid kontern. männlicher respekt bis hin zu oft uneingestandener frauenangst in der macho-hose mögen so begriffen werden können.
das wunder der natur erlebt die mutter-frau unmittelbar. wenn überhaupt ein integral von bewusstsein und unmittelbarkeit möglich ist, dann nur in diesem hier umschriebenen phänomen. alle männliche kreativität, hervorbringungskraft ist womöglich nur eine kompensation dieser mütterlichen hervorbringungskraft, die das urbild all dessen ist, was wir mit dem begriff urvertrauen umkreisen. das urvertrauen des immer neu entstehenden lebens aus einem selbst.
aber! schließlich, könnte man sagen, beschreibt die psychoanalytisch inspirierte "affektummantelung" des mänlich-weiblichen antagonismus von penisneid und gebärneid eine von vorneherein nur problematisierte und daher auch etwas unschöne seite; genauso gut könnten wir in diesem gegensatz auch das energetische feld erkennen, in dem die geschlechter gegen-, aber auch miteinander agieren, um endlich wieder in nicht nur erlebnisorientierte, sondern zugleich auch lebbare positionen zu gelangen, nicht wahr?