| | | | | | kein lebewesen lebt mehr von unterscheidung als der mensch — und im unterschied zu allen anderen lebewesen ist der mensch das tier, das KEIN tier ist, nämlich ein untier. (darin ist doch schon angedeutet, daß der mensch das tierhafte in eine richtung zu steigern in der lage ist, das den grad seines nicht mit sich einverstanden seins maximalisiert hat) der mensch ist das wesen, das mit sich im elementaren sinn nicht einverstanden ist, das sich im spiegel des BÖSEN betrachtet, um mithin zu sagen: wir, die menschen, haben auf den rechten, den aufrichtigen weg zu kommen. denn die in uns angelegte sucht nach beSONDERung (woraus sich wohl auch das wort SÜNDE ableitet) spielt doch der teufel (der herr der abweichung und sozusagen der geist aller individualität). denn individuum ist man nur durch die versuchtheit, einen abweichenden, einen sonderweg zu gehen und sozusagen dem antisozialen impuls zu frönen, nämlich wie gott sein wollen, also herr des eigenen schicksals; eine wahrheit und zugleich eine illusion, aber eben eine unabdingbare, etwas, das jeder mensch, sofern er mensch ist, zu durchleben hat; also richtet er sich auf, vielmehr geht mit der aufrichtung auf zwei beine das verlangen einher, AUFRECHTHEIT als einen wert von dauer zu etablieren. aufrecht sein und nicht-böse ist gleichsam der WERT, der gegen ihn, den mensch, selber steht, entgegensteht, also dergestalt gegenstand wird und also THEMA, das thema nämlich des menschen, das ihn gegen sein TIER-THEMA in stellung bringt, eben gegen das rein nackte ÜBERLEBEN, den gattungsimpuls schlechthin. natürlich bleibt ihm sein "tierthema", das überleben, aber er darf es nicht mehr ungebrochen singen, er muß auch noch darüberhinaus lieb werden, das ist das mitsein mit anderen, mitleiden. er soll sich also wandeln in das mitfühlende, mitleidende wesen da nun das überleben beim menschen unter das fällt, was wir ARBEIT nennen, das ist im grunde das bestellen der welt gegen andere welt-nützer, so ist, wenn wir den lebenskampf in der natur als die ursache des BÖSEN ansehen wollen, die arbeit, das "zivilisert böse", die moderierte form der grausamkeit der natur vom fressen und gefressen werden. und alles, was wir im weitesten sinn unter das feld der arbeit rechnen, bringt uns den leitmotivischen begriff des arbeitenden menschen: den NUTZEN, die NÜTZLICHKEIT. das gegen die "böse", sagen wir ruhig auch: überlebensstarke seite des menschen gesetzte thema ist also das tun ohne zweck, das nicht einem nutzen verpflichtete tun. das tun um seiner selbst willen. dafür sagt der mensch braucht er MUßE. also ein feld gegen NUTZEN und ARBEIT. die christliche variante ist dafür der SONNTAG, da darf nicht gearbeitet werden, da gilt es nur zu SEIN, mit dieser "kleinen" einschränkung, daß dem nutzlosesten aller wesen, dem unlebewesen alias GOTT zu huldigen ist (opfergaben zu bringen auf dem altar).
wer je noch diesen christlichen sonntag als junger mensch in einer gemeinde erlebt hat, nämlich als einen tag des KIRCHGANGSs zur HEILIGEN MESSE, dem wird diese vertracktheit der christlichen auffassung von der nutzfreien zeit, der vorgeblichen muße, so richtig geläufig sein. dem wird die zeit der befreiung vom nutzen und von der PFLICHT, so richtig als die vollendung zur UNFREIHEIT geläufig sein
wir wollen hier einen beitrag etablieren zu befreiung der muße aus diesen christlichen klauen, die ja mittlerweile ein richtiges problem haben, den modernen menschen zu erfassen. insofern ist dieser befreiungskampf eigentlich schon gewonnen. die gotteshäuser sind leer. aber andererseits leider auch die muße. die muße ist in den nutzen einer globalen unterhaltungsindustrie gestellt. und diese so sich einstellende leerheit der muße besteht gerade darin, daß die nutzlosigkeit, die nutzenferne, die nutzleere der muße von der industrialiserten welt der arbeit, wo nutzen auch noch durch effizienz immerfort gesteigert werden soll, in kaufbare waren verwandelt ist. und alles, was verbrauchen, was konsumieren ist, hinterläßt ein gefühl der leere. überall herrscht diese leere verbrauchsmuße, die in wahrheit das gegenteil von muße ist, denn diese mußeninhalte sind wie pharmazeutische produkte wirkstoffbestimmt. glück, trauer, freude verwandeln sich in pillen. etc. dabei ist der sonntag, welcher ursprungsvergessen aber noch in (un)bewußtseinsresten die christliche opfermentalität wie ein schlechtes gewissen ohne inhalt enthält, vielleicht ein weg zur rückgewinnung der muße. schauen Sie, in diesem einstmals berühmten film finden Sie alles, was das vielfach gebrochene sonntagsthema ausmacht. von der – karl-valentinesken – saudummheit des sonntags bis zur müßigen stimmung einer übernutzten welt, von der melancholie bis zur aufheiternden launigkeit einer erwartungsbefreiten lebenssphäre | | | | | | |
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